4.700 Stellen sind in der öffentlichen Verwaltung der Stadt Hamburg unbesetzt. So lautete letzte Woche die Antwort des Senats auf eine Anfrage der CDU. Spitzenreiter ist der Bezirk Wandsbek mit 23% unbesetzten Stellen. Dort dauert deshalb z. B. die Ausstellung einer Sterbeurkunde stolze 20 Tage.

Hinzu kommen erschreckende Zahlen bei den Überlastungsanzeigen, mit denen die Mitarbeiter ein Zuviel an Arbeitsbelastung signalisieren. Im Bezirk Nord haben das dieses Jahr bereits 9,5 % der Beschäftigten getan.  Und auch die Krankenzahlen liegen hoch, in einem der Landesbetriebe bei 4143 Krankentagen pro 100 Mitarbeiter.

Natürlich begann sofort das übliche politische Spiel. Die CDU kritisierte lange Wartezeiten, überlastete Mitarbeiter und veraltete Technologien. Die SPD widersprach, die Stellen seien doch gar nicht unbesetzt. Denn die Zahlen seien nur ein „Ermächtigungsrahmen“, sprich die Bezirke haben die Genehmigung zur Besetzung, müssen sie aber nicht umsetzen. Also alles halb so wild?

Ganz sicherlich nicht. Politiker verweisen gerne auf die skandinavischen und baltischen Staaten, wenn es um eine gelungene Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung geht. Das ist richtig, auch wenn dort nicht alles rosarot ist, weil z. B. ältere Menschen z. T. ausgegrenzt werden. Und sich die Frage nach der Anfälligkeit des Systems und somit des Staats durch Hacker stellt. Ich wundere mich nur, warum alle den nordischen Raum für seine Digitalisierung bewundern, bei uns aber nicht für eine entsprechende Umsetzung sorgen?

Zwei andere Begründungen liefert der Senat zudem noch. Die vielen Vakanzen resultieren aus „auch länger andauernden und in Teilen nicht erfolgreiche Bewerbungsverfahren aufgrund eingeschränkter Qualität der Bewerberinnen und Bewerber bzw. bestehendes Fachkräftemangel.“ Na, immerhin sind die Eingeschränkten gegendert.

Vielleicht geht den Verantwortlichen einmal auf, dass man angesichts des Fachkräftemangels auch seine Qualitätskriterien lockern oder flexibler auslegen muss. So wie es in der freien Wirtschaft schon längst passiert. „Hauptsache, der Kandidat hat Lust zu verkaufen und passt ins Team, den Rest bringen wir ihm bei“ höre ich mitunter, wenn ich Vertriebskräfte suchen soll.

Im öffentlichen Dienst wird aber starr an den notwendigen Qualifikationen festgehalten. Wer keinen Bachelor hat, kommt ab einer bestimmten Stufe nicht weiter, auch wenn er fachlich top ist. Wenn sich aber ein Kunststudent mit Bachelor und ohne jegliches Vorwissen auf die Stelle bewirbt, besitzt er eine große Chance.

Solange solch´ Widersinn nicht aufgebohrt wird, werden viele lieber die beruflichen und finanziellen Entwicklungsmöglichkeiten in der freien Wirtschaft nutzen.