„Leider können wir nicht auf jede eingereichte Bewerbung antworten. Wenn du also innerhalb von 3 Wochen nach deiner Bewerbung keine Antwort erhalten hast, war deine Bewerbung leider nicht erfolgreich.“

Holla, die Waldfee, dachte ich, als ich diese Schlusszeilen in einer Stellenanzeige las. Ist da ein Unternehmen mutig und selbstbewusst? Oder hat es den Schuss nicht gehört? All überall werden Tipps für erfolgreiches Employer Branding gegeben, überbieten sich Firmen in den Extras, die noch zu dem Gehalt hinzukommen.  Und dann wagt es jemand zu sagen: „Keine Antwort ist auch eine Antwort.“

Nun mag man ja der Meinung sein, dass man angesichts der angekündigten Entlassungswellen von VW, Schaeffler und anderer neues Personal leichter rekrutieren kann. Zumal vom Fachkräftemangel derzeit auch nicht viel zu lesen ist. 

Ich glaube aber nicht, dass der Bewerbermarkt schon wieder Geschichte ist. Sicherlich, die Unternehmen stellen derzeit weniger ein. Und wann es mit unserer stagnierenden Wirtschaft wieder aufwärts geht, weiß man heute angesichts der Verwerfungen in Berlin, Washington und anderswo nicht. Aber eines Tages kommt der Aufschwung. Und dann? 

Dafür lohnt ein Blick auf ein Gutachten, das der „Wissenschaftliche Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz“ nun vorgelegt hat. Es verdeutlicht nochmals den zu erwartenden Demografie-Schock. Sind 2023 insgesamt 340.000 Menschen mehr in Rente gegangen als auf den Arbeitsmarkt gekommen, so erhöht sich diese Zahl bis 2027 auf 470.000. 

Aber nicht nur dieses Ungleichgewicht beunruhigt die Gutachter, sondern auch die Folge dieser Zahlen. Weniger Arbeitnehmer müssen mehr Rentner sowie steigende Ausgaben für Pflege und Gesundheit finanzieren. Diese Mehrausgaben werden größer sein als die Gehaltssteigerungen, die die Arbeitnehmer angesichts des Fachkräftemangels verhandeln können. Unter dem Strich werden die Nettogehälter somit sinken.

Wie gegensteuern? Mehr und länger arbeiten, empfehlen die Gutachter. Mehr Frauen müssen in den Arbeitsmarkt eintreten und dann in Vollzeitjobs, Migranten müssen schneller und besser in den Arbeitsmarkt integriert werden, älteren Arbeitnehmern muss ein Arbeiten jenseits des gesetzlichen Renteneintritts weiter erleichtert werden. 

Angesichts solcher Prognosen erscheint es mir sehr gewagt, wenn eine Firma den Dialog mit Bewerbern nicht fortsetzt, wenngleich durch eine freundlich und respektvoll formulierte Absage.

Noch schöner finde ich es, wie der Kreis Nordfriesland um Arbeitnehmer wirbt. Er versprich eine Work-Deich-Balance.