Im manager magazin 5/25 schreibt Julia Hackober über LinkedIn: „Es wimmelt dort nur so von Poser-Texten…“ Dieser Beitrag soll keiner werden.

Auf einer Veranstaltung von kleineren Unternehmern erzählte neulich die Inhaberin mehrerer Einzelhandelsgeschäfte, dass sie eines davon jetzt schließe. Der Grund: Sie habe keine Lust mehr, mit einigen Mitarbeitern zu diskutieren, dass der Samstag als Arbeitstag nicht passe, der Freitag ganz ungelegen und montags die Arbeitsmotivation sowieso nicht so ausgeprägt sei. Ihre Konsequenz: Sie behalte jetzt die Motivierten und entledige sich der Lustlosen und zugleich eines Geschäftes.

Es fehlt ja nicht an Ideen, wie Deutschland wirtschaftlich auf die Beine kommen kann. Durch weniger Feiertage, durch längere Wochenarbeits- oder Ladenöffnungszeiten. Angelika Slavik hat in der „SZ“ den Verdacht artikuliert, bei diesen Überlegungen gehe es maßgeblich um Erleichterung für Unternehmen. Doch das Recht der Arbeitnehmer auf Ruhe sei ebenso richtig und wichtig.

Ein anderer Streitpunkt ist das Homeoffice. Führt es zu mehr Effizienz oder ist es bezahlter Urlaub? Fast jeder kennt jemanden, der sich morgens im Homeoffice einloggt und abends wieder aus, tagsüber telefonisch aber kaum erreichbar ist. Andererseits gibt es diejenigen, die diszipliniert sind und daheim sehr effektiv arbeiten. Oder die nochmals an den Schreibtisch gehen, wenn die Kinder endlich im Bett sind.

Den Trend weg vom „Homeoffice total“ zum hybriden Modell habe nicht nur ich schon länger bemerkt. Er scheint mir rasant stärker zu werden. Mit Ausnahme des einen oder anderen ITlers fragt niemand mehr nach 100% remote. Im Gegenteil, wenn ich erwähne, dass mein Kunde drei Tage Homeoffice anbietet, folgt vermehrt die Antwort: „Das möchte ich gar nicht.“

Ein gegenteiliges Bild zeigt allerdings eine Studie aus den USA. Dort sind 40 % der Befragten bereit, für Homeoffice auf 5% Gehalt zu verzichten, 20 % wären sogar mit 10 % weniger Gehalt einverstanden, 10 % mit bemerkenswerten 20 % weniger Geld.

Der Otto-Konzern hat jüngst 50 % Anwesenheit im Büro verordnet. Vorständin Katy Roewer hat im manager magazin verneint, dass Kontrolle der Grund sei. Sondern: „Es geht uns um das Miteinander, die spontane Begegnung auf dem Flur, oder auch die Körpersprache und ein Stirnrunzeln im Meeting. Nur so kann man doch erkennen, was die Mitarbeiter wirklich beschäftigt. In virtuellen Meetings geht das einfach verloren.“

Dem ist nicht zu widersprechen. Seit ich meine Kandidaten auf Kundenwunsch fast nur noch per Teams interviewe, fehlen mir die oben genannten Aspekte. Auch meine Kunden führen ihre Erstgespräche in aller Regel per Teams, erst die Runde 2 findet vor Ort statt. Für sie wie für mich überwiegt momentan noch der Vorteil der Zeit- und Geldersparnis den Nachteil der virtuellen ersten Begegnung. Noch!

Wenn das jetzt doch ein Poser-Text geworden ist, dann rät Julia Hackober übrigens zu der einzig richtigen Taktik: „Ignorieren.“