„Am Ende unserer Tage wird man uns nicht fragen, ob wir gläubig, sondern ob wir glaubwürdig waren.“ Das hat Papst Franziskus in seiner Autobiografie geschrieben.
Spontan dachte ich, ja, das ist ein guter Satz. Im zweiten Moment fragte ich mich, weshalb nur am Ende unserer Tage? Müssen wir nicht regelmäßig prüfen, wie glaubwürdig wir sind? Denn wie schnell geht die Glaubwürdigkeit verloren.
Wenn tatsächlich vor einem US-Gericht bestätigt werden sollte, dass die Tachos im Tesla die Meilen schneller zählen als sie tatsächlich gefahren werden, um zügiger aus der Garantie zu kommen, dann verliert die Marke Glaubwürdigkeit. Wenn der Chef eines Sportvereins betont, man wolle trotz der fünften Niederlage in Folge auf jeden Fall am Trainer festhalten, um ihn zwei Tage später zu feuern, wird man ihm auch in Zukunft keinen Treuschwur mehr abnehmen.
Glaubwürdigkeit ist für eine Führungskraft elementar. Wer seinen Mitarbeitern Büropflicht verordnet, aber selbst im Homeoffice lieber sein Haus renoviert, wird nicht mehr ernstgenommen. Wer mit großen Sprüchen die unaufhaltsame Expansion des Unternehmens verkündet, um vier Wochen später einen drastischen Personalabbau einzuleiten, hat seine Glaubwürdigkeit verspielt.
Ein mir oft berichtetes Beispiel für den Verlust von Glaubwürdigkeit sind Karriereversprechen. Da wird jemandem die Übernahme der Vertriebsleitung innerhalb der nächsten 18 Monate versprochen. Oder die Nachfolge der im nächsten Jahr in den Ruhestand gehenden kaufmännischen Leiterin. Und nichts geschieht, nicht in 18 Monaten, nichts im nächsten Jahr. Ja, es wird gar nicht mehr darüber gesprochen. Und wenn man nachfragt, war das alles nur ein Missverständnis. Oder eine mal so lose geäußerte Idee. Wie soll man da noch miteinander vertrauensvoll weiterarbeiten?
Andererseits gilt es für die Führungskraft auch, dem ungerechtfertigten Entzug der Glaubwürdigkeit entgegenzuwirken. Wenn der Küchenklatsch Halbwahrheiten über eine Führungskraft verbreitet, dann muss diese unbedingt aktiv dagegen angehen. Diese Gerüchte und Behauptungen benennen und widerlegen.
Überhaupt sind Transparenz und gute Kommunikation für die persönliche Glaubwürdigkeit elementar. Wie eine klare Sprache. Wer sich hinter „Business-Sprech“ und „Denglisch“ versteckt, erntet nur ein müdes Lächeln, wird nicht mehr ernstgenommen. Reden und Handeln müssen zueinander und zum Absender passen.
Das heute passende Schlusswort fand ich nicht beim Papst, sondern bei den dänischen Hardrockern von Volbeat:
“Hold on to your lifeline and be yourself
Life is too short to be someone else.”