„Was nützt das Boot, wenn man keine Mannschaft hat, die rudert? Wir schließen.“ Während der Vorbereitung auf ein verlängertes Wochenende an der Ostsee stieß ich auf die Website eines Restaurants, das kürzlich den Betrieb eingestellt hatte. Nun ist eine Betriebsaufgabe aufgrund von Personalmangel in der Gastronomie mittlerweile durchaus üblich.
Doch der Niedergang einer Firma kann auch andere Gründe haben. Man hat Trends verschlafen, wichtige Entscheidungen nicht gefällt, den Markt falsch eingeschätzt. Das manager magazin (mm) hat gerade zum 25. Mal seine Liste der 500 reichsten Deutschen veröffentlicht. Und aus diesem Anlass an spektakuläre Abstürze erinnert.
Anton Schlecker zum Beispiel, der 2008 stolze 14.000 Drogeriefilialen besaß, aber 2012 Insolvenz anmelden musste. Oder Gerhard Schmid, der Gründer von Mobilcom und Freenet, Anfang des Jahrtausends noch auf Platz 70 unter den reichsten Deutschen, der sich dann aber verhob.
Das Magazin ordnet diese Abstürze unter Größenwahn ein. Ich weiß nicht, ob das immer stimmt. Bei Schlecker spielte sicherlich auch eine Rolle, dass er für die schlechte Behandlung seiner Mitarbeiter bekannt war und ihn deshalb Konsumenten boykottierten.
Was Fehlentscheidungen angeht, ist sicherlich Xing ein prägnantes Beispiel. Laut mm hat der Burda Verlag das gesamte New Work SE genannte Unternehmen zum Verkauf gestellt. Einzig Kununu gilt als rentabel und gut verkaufbar, so das Magazin. Bereits Anfang 2023, als Xing die 37.097 Gruppen einstellte, prophezeiten nicht wenige das als fatale Fehlentscheidung. Weil die Plattform somit ein Alleinstellungsmerkmal versenkte und austauschbarer wurde.
„Eine komplett neu aufgesetzte Multimarkenstrategie mit Xing als arbeitgeberorientiertem Jobportal im Zentrum floppte“, resümiert das Wirtschaftsmagazin. Und spekuliert, dass die Inhaber von Stepstone Interesse an einem Kauf haben könnten.
Wenn man solche Geschichten Revue passieren lässt, befindet man sich immer auch auf einer Gratwanderung. Häme und Spott sind leicht ausgesprochen. Doch leben wir ganz wesentlich davon, dass Menschen etwas wagen, etwas riskieren. Eine Idee umsetzen, eine Firma gründen. Und dass sie, wenn sie damit scheitern, aufstehen und weitermachen. Mit einer anderen Idee oder womit auch immer.
Nur zu gern wird die Wichtigkeit einer Fehlerkultur in Unternehmen betont. Die Wichtigkeit einer Scheiterkultur in unserer Wirtschaft ist ebenso wichtig. Meiner Meinung nach.
Zurück an die Ostsee. Dort ist anscheinend ein Einzelhändler bei der Personalsuche noch nicht erfolgreich gewesen und hat den Aushang auf dem Foto an seine Tür geklebt. Nun frage ich mich, was ein „seriöses Gehalt“ ist?
