Das kann ja heiter werden. Laut einer LinkedIn-Studie planen 24% aller Führungskräfte ihre Mitarbeiter kurzfristig wieder ins Büro zu holen. Denn im Home-Office werde ihrer Meinung nicht produktiv gearbeitet. Und in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind Produktivität und Effektivität äußerst wichtig. Ein Drittel der befragten Führungskräfte will zudem die Zuschüsse bei der technischen Ausstattung der Home-Offices oder der Internetkosten streichen.
Dumm nur, dass vielfach nicht mehr der bestimmt, der zahlt. Es sind ja nicht nur die ITler, die sich die Jobs aussuchen und deshalb Forderungen stellen können. Auch um Online-Marketing-Fachkräfte z. B. reißen sich die Firmen, Außendienst-Positionen waren ebenfalls schon leichter zu besetzen. Der Fachkräftemangel schlägt immer stärker durch. Wer als Firma da an nicht mehr praktikablen Grundsätzen festhält, hat oder bekommt Probleme.
Das Zauberwort heißt Flexibilität. Flexibilität bei der Verteilung von Home-Office, Büro und hybriden Modellen. Kandidaten haben da höchst unterschiedliche Wünsche und genau damit muss ein Unternehmen sich befassen wollen. Nicht immer werden die Vorstellungen deckungsgleich sein können, dann passt es eben nicht. Aber die alten Zeiten mit 100 Bewerbern für eine Position sind halt vorbei.
Und es geht ja noch weiter. Flexible Arbeitszeiten sind gewünscht. Eine Arbeitskultur, in der jeder sich einbringen und frei entfalten kann. Eine Offenheit der Firmen im Bewerbungsgespräch, die auch Probleme nicht verschweigt. Und zunehmend wird eine wertebasierte Unternehmenskultur für Bewerber zum Kriterium. Deshalb gilt für Firmen: Tue Gutes und rede darüber. Die in Hamburg und Umland aktive Drogeriemarktkette Budni z. B. ist nicht zuletzt deswegen so beliebt, weil sie schon seit Jahren mit ihrer „Budnianer-Hilfe“ Kinder- und Jugendprojekte in der Nachbarschaft unterstützt und das auch aktiv kommuniziert.
Der Meinungsforscher Appinio und die Werbeagentur Jung von Matt haben jüngst 8.600 Personen zu ihrer Bewertung von Start-ups befragt. Grundlage waren Einschätzungen in den Kategorien Identifikation, Sympathie, Innovation und Einzigartigkeit. Gewinner ist die Marke „Share“, die u. a. Lebensmittel und Pflegeprodukte anbietet und von jedem Verkauf einen Betrag für nachhaltige Projekte in der Welt abzweigt.
Auch andere stark bewertete Marken widmen sich Wohltätigkeit, Nachhaltigkeit oder Female Empowerment. So „Blaue Helden“ und „Everdrop“ (nachhaltige, verpackungsarme Haushaltsmittel), „ooia“ (Periodenunterwäsche) oder einige Solardachhersteller. Tue Gutes und rede stärker als zuvor darüber.
Flexibilität bei Arbeitszeiten und Bürowahl, Vertrauenskultur und Work-Life-Balance, Werteorientierung und Potenzialentfaltung: Der Forderungskatalog der Bewerber ist umfangreicher geworden. Wer gefragt ist, bestimmt.