Die Hamburger Sparkasse, Haspa genannt und Deutschlands größte Sparkasse, verkündete kürzlich, dass sie 2.500 neue Mitarbeiter einstellen will. Grund ist der Wechsel der Babyboomer in die Rente. Die neuen Mitarbeiter will sich die Sparkasse teilweise aus Gastronomie, Hotels und Handel holen, wie sie ganz unverfroren zugab. Da werden sich die Gastronomen und Einzelhändler, die bei der Haspa ihr Konto haben, aber ganz besonders gefreut haben.
Kurz darauf erschien die Meldung, dass der wirklich hervorragende Fischladen Böttcher nach 111 Jahren am Hamburger Mühlenkamp schließt. Neben gestiegenen Energiekosten ist für Geschäftsführer Frank Giesler ein Hauptgrund: „Ohne Personal geht es leider nicht.“ Klar, das ist ja nun bei der Haspa.
Aus Sicht der Sparkasse kann ich das Vorgehen gut verstehen. Mitarbeiter aus Gastronomie und Hotels gelten als extrem serviceorientiert, fleißig, an schwierige Arbeitszeiten gewöhnt und schlecht bezahlt. Von Mitarbeitern im Einzelhandel würde ich all das nicht so pauschal behaupten, aber im Einzelfall schon. Diese neuen Mitarbeiter sollen natürlich keine Aktientipps geben, dafür fehlt ihnen die Ausbildung. Aber alles, was mit Service und Unterstützung (Verlust der Kreditkarte, Fragen zum Online-Banking etc.) zu tun hat, erledigt dieser Personenkreis.
Besser bezahlen kann die Bank problemlos und ebenso sozialverträglichere Arbeitszeiten bieten. Da können die betroffenen Firmen nur hilflos zuschauen. Jeder von uns kennt die mittlerweile in fast jedem Schaufenster hängenden Zettel, auf denen nach Personal gesucht wird. Aber nicht nur Personal-Hai Haspa macht dem Handel das Leben schwer.
Angesprochen auf Mitarbeiterwünsche wie Work-Life-Balance und Vier-Tage-Woche äußert Thomas Giesler, der wie sein Bruder im Fischhandel aktiv ist: „Ich arbeite jeden Tag 16 Stunden und kann das nicht mehr hören.“
Das glaube ich ihm, aber die Erwartungen sind heute eben andere. Dass in den Innenstädten die Geschäfte weniger werden, liegt allerdings auch daran, dass gerade Filialisten mehr und mehr auf den Direktvertrieb setzen. Ich erhalte immer wieder beim Einkauf im Laden Gutscheine in unterschiedlicher Höhe, die aber nur online einlösbar sind. Und wenn ein großer Taschenbuchverlag portofreien Versand bereits ab 9 € Einkaufswert anbietet, liebt er den Buchhandel wohl nicht so sehr. Es ist unverkennbar, dass sich mehr und mehr Geschäftsmodelle und Vertriebswege stark verändern und so unsere Innenstädte ein anderes Gesicht erhalten. Und daran sind nicht nur Amazon und Zalando beteiligt.
Als Frank Gieslers Schwiegervater Wilhelm Böttcher kürzlich starb, stand in der Traueranzeige ein Text, der im übertragenden Sinne auch bald für Gastronomie, Hotels und Handel gelten könnte: „Das Messer ist beiseite gelegt, der Matjes filetiert, der letzte Fisch zerlegt und die Schürze für immer an den Haken gehängt.“