„Und schön sein, schön, schön sein und berühmt sein“, sang schon der Liedermacher Stephan Sulke in den 1970ern über den Traum von Millionen Plattenverkäufen. Das ist der Traum aller Kreativen, ob Komponisten, Maler oder Schriftsteller: der plötzliche Durchbruch in ein finanziell unbeschwertes Leben.
Und weil das für Autoren heute alles nicht mehr allein von Können, Verlag, Marketing, Buchhandel, Rezensionen und Glück abhängig ist, sondern Datenauswertungen, Social Media und KI hinzugekommen sind, hat sich eine neue Dienstleistung entwickelt: die Bestseller-Macher.
Diese Anbieter versprechen, durch ein sorgfältig geplantes Betreuungs-Paket dafür zu sorgen, dass ein Titel auf der Spiegel-Bestseller-Liste landet. Und wer das nur ein einziges Mal geschafft hat, darf zukünftig auf all(!) seinen Büchern den Aufkleber „Spiegel-Bestseller Autor“ platzieren. Sodass sie oder er es zukünftig mit neuen Büchern leichter am Markt hat. Denn wer auf der „Spiegel-Bestsellerliste“ war, garantiert Qualität.
In der Süddeutschen erschien am Wochenende der Artikel „Das Arschgeweih der Literatur“. In ihm ging es auch um die Geschäftsmodelle der Dienstleister, um ihr strategisches Vorgehen, um ihre Erfolgsquote. Kostenpunkt für den Traum vom eigenen Bucherfolg laut Zeitung: bis zu 12.000 €, je nach gewähltem Maßnahmen-Paket. Kurioserweise war unter dem Artikel ein Buch annonciert, das genau dieser Button schmückte.
Interessant ist in dem Zusammenhang die Frage, was der Qualitätsstempel noch taugt, wenn ihn fast alle besitzen. Meiner Einschätzung nach nicht viel, er rutscht in die Beliebigkeit ab. Und wenn das eine erfolgreiche Buch vielleicht tatsächlich gut war, aber die folgenden weniger gut, der Qualitätsstempel des Hamburger Magazins dennoch auf ihm prangt, kann das auf Dauer zum Schuss ins eigene Knie werden.
Qualitätsreferenzen werden ja im unübersichtlichen Buchmarkt gerne zur Orientierung genutzt. Waren es einst renommierte Rezensenten, so sind es heute vom Verlag gewählte Querverweise. Zum Beispiel: „Die Krimi-Entdeckung des Jahres aus Skandinavien. Für Fans von Henning Mankell und Gunnar Staalesen.“
Eine zentrale Rolle spielen natürlich ebenso all die Blogger und Influencer, die sich auf BookTok, Insta und anderswo tummeln.
Versprechen gibt es also viele, nicht immer werden sie gehalten. Auf den Rummswumms, der durch Deutschland gehen sollte, warten wir noch immer. Die im Bewerbungsgespräch ausgemalte Stellenbeschreibung stimmt schon am dritten Arbeitstag nicht mehr. Liebe und Zusammenhalt bis ans Lebensende geloben sich zwei Menschen bei der Hochzeit. Die Scheidungsrate von 28% zeigt, dass das nicht alle durchhalten.
Angesichts des oben abgebildeten Angebots einer großen Möbelkette habe ich mich spontan gefragt, wann man die 10 % erhält. Bei der Hochzeit oder bei der Scheidung?
