Viele werden jemanden kennen, der plötzlich einem ganz anderen Beruf nachgeht. Der Autoverkäufer wird zum Goldschmied, die SAP-Expertin betreibt eine nachhaltige Lifestyle-Boutique. Was bewegt Menschen zu so einem radikalen Schnitt? Ich habe hierzu Florian Andrews befragt, der sich vor über fünf Jahren auf berufliches Neuland wagte.
JS: Florian, Du bist 20 Jahre erfolgreicher Vertriebs- und Marketingmann in der Buchbranche gewesen, u. a. für so renommierte Häuser wie Suhrkamp und mare. Aus dieser Zeit kennen wir uns. 2017 bist Du in die Nachhaltigkeitsberatung umgestiegen. Was war der Grund?
FA: Häufig sind es ja zwei Gründe, warum man seinen Beruf verändert: Das Neue zieht und das Alte hält einen nicht mehr zurück. So war es auch bei mir: Die Arbeit als freier Vertriebler hat mich nicht mehr gehalten, auch im wörtlichen Sinn: Meine Umsätze gingen zurück und ich musste mich neu aufstellen oder neu orientieren. Und in dieser Phase habe ich überlegt, wo ich mein berufliches Glück finde (ein großes Wort, aber die gehen einem in so einer Situation tatsächlich durch den Kopf)? Ich habe mir die Optionen angeschaut und habe mich mit meiner Frau beraten.
Also, zunächst kam die Notwendigkeit, über einen Umstieg nachzudenken, dann die Lust auf was Neues. Und dann die Konsequenzen (und Mühsal) der Umsetzung.
JS: Wie hast du herausgefunden, dass das Thema „Nachhaltigkeit“ dein berufliches Glück sein wird?
FA: Vielleicht klingt es romantisch und vielleicht auch bockig, aber im Kern geht es mir um Gerechtigkeit: Wir können doch nicht weiterhin so mit unserer Umwelt umgehen?! Das betrifft nicht nur die ökologische Dimension, sondern auch die soziale.
Ich habe deshalb 2015/ 2016 an der Leuphana in Lüneburg den MBA im Nachhaltigkeitsmanagement absolviert (ein toller Studiengang!). 2017 habe ich dann mit Kolleginnen und Kollegen eine Nachhaltigkeitsberatung gegründet: Die sustainable natives eG. Im Gründerteam waren „alte Hasen“, aber eben auch „Anfänger“ wie ich. Damals gab es noch keine Beratung, die für ihre Kunden alle Themen der Nachhaltigkeit wie Strategie, Kommunikation, Berichterstattung, Klima, etc. bedienen konnte. Das haben wir auf dem Markt unter dem Motto „Bündelung aller Kräfte“ eingeführt und erfolgreich aufgebaut.
JS: Was rätst Du jemandem, der auch gerne ab morgen etwas ganz anderes machen möchte?
FA: Mir hat es sehr geholfen, gute Gesprächspartner zu haben, mit denen ich den Wechsel vorab und auch im Übergang besprochen habe. Und ja, ich glaube, man braucht auch ein bisschen Gottvertrauen.
JS: Florian, besten Dank und weiterhin viel Erfolg.