„Die Zeit macht nur vor dem Teufel halt“, sang schon des einst Barry Ryan. Wenn ich so an das ausklingende Jahr denke, muss ich ihn korrigieren. Die Zeit ist selbst der Teufel. Zwischendurch einmal atmen wird überbewertet.
Immer schneller, überall. Das gilt ja nicht nur für die in diesen Tagen vielfach aufploppenden Mails, dass man nur noch drei Stunden und 47 Minuten Zeit hat, das supertolle Weihnachtsgeschenk für die Partnerin mit sage und schreibe 58 % Rabatt zu kaufen. Wenn man nach Single Days, Black Week, Black Friday und Cyber Week überhaupt noch flüssig ist.
Ganz wichtig ist z. B., sich bei neuen Themen sofort als DER Deuter (m/w/d) zu positionieren, so wie einst der „Autopapst“ Ferdinand Dudenhöffer. Das garantiert wöchentliche Auftritte in der „Tagesschau“. Deshalb erklären uns z. B. zahlreiche Experten bereits, welche Berufe durch KI überflüssig werden und welche nicht oder gar neu entstehen. Das ist teilweise mutig, aber First Mover zu sein ist wichtiger als Know-how zu entwickeln. Das gilt ganz ähnlich für Influencer. Erster oder nix.
Hektisch wird zunehmend auch die Mediennutzung. Ich lese täglich drei Tageszeitungen. Natürlich würde ich gerne noch drei mehr lesen, rein aus Interesse. Und mir fallen spontan noch mindestens drei Magazine ein, die ich mag. Und natürlich locken die alle ständig mit Angeboten wie „Nur 1 € im ersten Monat“. Aber ich habe weder die Zeit, das alles zu lesen, noch das Geld für all die Abos nach dem ersten Monat. Außerdem warten noch die Streamingabos auf ihre Nutzung, der Stapel ungelesene Bücher und die zahlreichen heruntergeladenen, aber noch nicht gehörten Podcasts.
Gegen den Teufel „Zeit“ hilft entschlacken. Den X-Account ganz ruhen zu lassen erspart nicht nur Zeit, sondern auch den Konsum von Hass und Schwurbelei. Auf einem Portal über meinen Lieblings-Fußballverein 1860 lese ich nur die News, die Kommentare ignoriere ich. Denn kaum äußert jemand eine andere Meinung, wird ihm unterstellt, er habe wohl zum Frühstück zu viel Weißbier getrunken. Das ist noch die harmloseste Unterstellung.
Natürlich bin ich jobbedingt manchmal auch selbst der Teufel. Wenn ich gute Kandidaten aufgespürt habe, dann treibe ich meine Kunden zum einem unbedingt zeitnahen Gespräch. Denn gute und wechselwillige Kandidaten sind rar. Erfreulicherweise wissen das meine Kunden in aller Regel auch.
Apropos Drängen: Spotify drängte mich vorige Tage, die von mir meistgehörten Künstler des letzten Jahres zu Weihnachten mit dem Kauf von Merchandising-Artikeln zu unterstützen. Ich weiß nicht, ob Celine Dion es wirklich nötig hat, dass ich ihr einen Kaffeebecher abkaufe? Ich glaube, hilfreicher wäre es, wenn die Celine mir ein Exemplar meines Krimis „Die 23 Tage von Listed“ abnimmt.
Also, für 2024 gilt: Entschlacken ja, Hektik nein. So, nun wird´s aber dringend Zeit, den Weihnachtsbaum zu kaufen. Und zu schmücken. Und die Geschenke habe ich auch noch nicht alle. Deshalb nur ganz kurz: Ich wünsche Ihnen allen entspannte Feiertage im Kreise Ihrer Lieben, einen guten Rutsch und ein sowohl persönlich als auch beruflich erfüllendes Jahr 2024.