„Arbeiten Sie dort, wo andere Urlaub machen.“ 

„Der Sitz unseres Kunden liegt in landschaftlich reizvoller Umgebung.“ 

Erfahrene Leser von Stellenanzeigen ahnen es sofort: Vakanz und Firma befinden sich geografisch im Nirwana. Irgendwo dort, wo Hase und Igel sich noch gute Nacht sagen. Wo kaum jemand dauerhaft hin möchte. Sondern nur am Wochenende oder im Urlaub.

Als Personalberater macht man damit so seine Erfahrungen, deren Abläufe sich immer wiederholen.  Fall 1: Man spricht jemanden an, kreist die „landschaftlich reizvolle Umgebung“ stärker ein, der Kandidat ist nicht interessiert und verabschiedet sich. Fall 2: Der Kandidat ist interessiert, man intensiviert die Gespräche, ein Interview wird durchgeführt, der Auftraggeber möchte den Kandidaten gerne kennenlernen. Achtung, es wird ernst! Der Kandidat reagiert: „Ich habe mir das nochmal überlegt, ich glaube, das ist doch nichts für mich.“ Fall 3: Der Kandidat ist interessiert, ist zum Gespräch beim Kunden, der signalisiert starkes Interesse. Der Kandidat verfügt aber noch über einen Trumpf: „Ja, das war ein sehr interessantes Gespräch, die Position ist auch wirklich spannend, ich würde das gerne machen. Aber meine Frau/ mein Mann kann sich einen Umzug nach ABC-Stadt nicht vorstellen. Deshalb muss ich leider absagen.“

Ich bin recht sicher, dass der jeweilige Partner oftmals gar nicht weiß, dass sie/ er als Begründung vorgeschoben wird. Was ich mir wünsche ist, dass Kunden die Umzugsfrage mit ihrem Partner gleich zu Beginn klären. Das erspart allen Beteiligten Zeit und Mühen.

Der A…. der Welt hat sich mit der Pandemie allerdings auch verschoben. Denn nun befinden sich nicht nur Firmensitze dort. Sondern auch die Wohnorte möglicher Kandidaten. Die wohnten bereits in der Provinz und waren bis 2020 in der Wahl ihrer möglichen Arbeitgeber auf einen Umkreis von vielleicht 20 km limitiert. Andere zogen mit Beginn der Pandemie absichtlich aus der Stadt auf das Land, weil es günstiger und für sie schöner war. Mit der Option von „100 % Home-Office“ kann auch ein Garmischer für eine Firma in Flensburg arbeiten. 

Diese Konstellation erweist sich heute mancherorts als Nachteil, denn das 100%ige Home-Office hat für viele sein Flair verloren. Firmen wollen ihre Mitarbeiter regelmäßig sehen, Mitarbeiter sehnen sich nach Kollegen und dem Gefühl von Zugehörigkeit. „Hybrid“ heißt das aktuelle Zauberwort, zwei oder drei Tage im Büro, drei oder zwei Tage im Home-Office. Und so hat der A…. der Welt seine zwei Backen: Jahrzehnte haben viele Unternehmen Kandidaten herablassend behandelt, es gab ja genug. Nun hat sich der Wind gedreht und die Unternehmen lernen, wie es sich anfühlt, wenn man kalt aussortiert wird, weil der Standort zu abgelegen ist. Aber viele Kandidaten lernen auch gerade, wie es sich anfühlt, wenn einem die Firma absagt, weil man am A…. der Welt wohnt und nicht zwei Tage die Woche ins Büro kommen kann.