„Drum prüfe, wer sich ewig bindet“, dieses Motto fiel mir neulich ein, als ich auf „Business Insider“ die Anmerkungen der selbsternannten „Elite-Recruiterin“ Deepali Vyas zu den Fehlern von Führungskräften las, die sich bei ihr bewerben.
Zehn Punkte mahnte die New Yorkerin an, darunter Binsenweisheiten wie Vorbereitung auf das Gespräch, ein aktuelles LinkedIn-Profil und ein auf die konkrete Stelle bezogenes Anschreiben.
Was ich verwunderlich fand, waren zwei andere Bemerkungen mit dem erhobenen Zeigefinger: „Ich habe erlebt, dass Kandidaten aus Unsicherheit zu niedrige Gehaltsforderungen gestellt haben, und andere haben aus Überheblichkeit unverschämte Summen gefordert“, berichtet Frau Vyas und rät: „Stellt Nachforschungen an. Kennt euren Wert, aber versteht auch den Markt.“
Äh, nein, den Gehaltsrahmen vorab abzustecken ist Aufgabe des Personalberaters. Der bespricht diesen mit seinem Kunden, berät ihn, wenn er ihn für aktuell nicht marktkonform hält. Und klärt ebenso mit möglichen Kandidaten vorab deren Wünsche. Wenn die Vorstellungen zu unterschiedlich sind, geht es mit dem betreffenden Kandidaten halt nicht weiter. Natürlich gibt es die, die mitten im Gespräch ihre Meinung ändern, das haben wir alle schon erlebt. Aber das sind die absoluten Ausnahmen.
„Die meisten Vermittlungen von Führungskräften scheitern aufgrund kultureller Unstimmigkeiten, nicht aufgrund von Kompetenz. Ich habe technisch brillante CEOs in Unternehmen vermittelt, in denen sie weniger als ein Jahr überlebten, weil sie wie Öl im Wasser waren.“
Das ist ja ein tolles Selbstzeugnis. Finde den Fehler. Genau das ist doch die Aufgabe eines Personalberaters, den kulturellen Fit zu prüfen. Sich das Unternehmen vor Ort anzuschauen, die Stimmung im Unternehmen aufzuspüren. Wie wirkt der Eingangsbereich, sind die Bürotüren auf oder zu, welchen Eindruck machen die Mitarbeitenden, denen man zufällig auf dem Gang begegnet, wie sieht es aus mit Mobiliar, Wandfarbe, Bildern oder Pflanzen? Die Antworten auf diese und andere Fragen finde ich höchst aufschlussreich. Ja, es mag dauern, bis man die Kultur eines Unternehmens tatsächlich begriffen hat. Aber das ist eine wichtige Aufgabe des Beraters, damit die Vermittelten nicht nach einem Jahr wie Kegel aus dem Unternehmen kippen.
„Wieso gibst du deine Unterlagen zum Beispiel an englischsprachige Kollegen oder auch große Agenturen, wo du und ich genau wissen, dass sie nur auf deine Unterlagen scharf sind?“, fragte Headhunter Frank Rechsteiner kürzlich. Auch das berührt das anfangs erwähnte Motto „Drum prüfe…“. Denn was der Kollege völlig zurecht anmahnt, ist, dass man zu einem Berater Vertrauen haben muss. Sicherheitshalber hat er Tricks genannt, mit denen eine Streuung eines CV unmöglich ist. Traurig, dass das überhaupt notwendig ist, aber es kommt vor, ich weiß.
Vielleicht sagen Sie jetzt, das obige Motto sei nicht das richtige, für eine Ewigkeit soll es ja nicht sein. Richtig, aber zumindest „Augen auf bei der Partnerwahl“ sollten Sie sich vornehmen.