Wenn Eigentümer ihr Lebenswerk weiterreichen, dann ist das ein zumeist sehr schwieriger und emotionaler Prozess. Manchen gelingt der sehr gut, manchen überhaupt nicht. Christian von Zittwitz (Bild © T.G.) begründete 1966 das Branchenmagazin „BuchMarkt“ und verkaufte es im Oktober 2022 an die Genossenschaft eBuch eG. Sie ist die größte Verbundgruppe und größte Einkaufsgemeinschaft­ im deutschen Sortimentsbuchhandel. CvZ, wie er branchenintern genannt wird, war mal mein Chef. Grund genug, mit ihm über „Nachfolge“ zu sprechen.

JS: Lieber CvZ, wie leicht oder schwer war nach 56 Jahren BuchMarkt das Loslassen?

CvZ: Für das Loslassen blieb mir eigentlich keine andere Wahl. Ein langer Krankenhausaufenthalt hat mir gerade noch rechtzeitig die Augen dafür geöffnet, dass ich nicht unsterblich und unverwundbar bin. So habe ich mich aber vor zwei Jahren wohl gefühlt.

JS: Waren Sie „blind“?

CvZ: Natürlich habe ich schon seit vielen Jahren das Nachfolgeproblem auch für mich gesehen. Und im Rückblick entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass ich fast allen meinen älteren Gesprächspartnern (und über Jahre waren die ja fast alle 10, 20 Jahre älter als ich) immer wieder altklug gepredigt habe, sie sollten sich rechtzeitig um Ihre Nachfolge kümmern. Ich höre mir noch zu, wie ich bei einem intensiven Interview etwa auf Rolf Heyne eingeredet habe, seine Bedeutung als Verleger werde später nicht daran gemessen werden, was er aufgebaut habe, sondern ob er für eine Zukunft seines Lebenswerkes gesorgt habe. 

JS: Es reicht also nicht aus, zu wissen was richtig oder falsch ist?

CVZ: Es war bei mir wie mit meinem immer wieder vergeblichen Versuch mit dem Rauchen aufzuhören. Bei einem Abendessen in England mit dem Verleger von Oxford University Press erbleichte mein Gastgeber, als ich ihm ungefragt seine vorletzte Zigarette aus seiner Packung nahm. Am Tag danach merkte ich, wie teuer damals die Zigaretten in England waren und mir wurde klar: Das kommt auch auf uns zu. Geschafft habe ich den Nikotinentzug vor Jahren nicht aus Vernunft, sondern aus Geiz. 

JS: Welches Motiv hat Ihnen denn jetzt das Loslassen leicht gemacht?

CVZ: Glück gehört auch dazu. Auf einmal trifft man auf den richtigen Partner, bei dem die Chemie stimmt. Aus Erfahrung weiß ich, dass es selbst bei Liebesheiraten in den ersten Jahren ja immer wieder auch mal Meinungsverschiedenheiten geben soll. Bei Julian Müller und Angelika Siebrands hatte ich von der ersten Minute an das Gefühl, dass wir nicht nur die gleichen Überzeugungen haben. Sondern bei möglichen Konflikten auch in der Lage sein werden sie zu lösen. Zum Schluss hat also nicht die Vernunft, sondern das Herz den Ausschlag gegeben.