Am Anfang war die vermögenswirksame Leistung. Oder das Auto. Oder die Essensmarke. Vielleicht auch das Mineralwasser. So genau weiß ich das nicht. Aber irgendwann fing es an, dass es vom Arbeitgeber mehr als das vereinbarte Gehalt gab.
Das Schwierige an diesen Goodies ist, dass sie irgendwann normal werden. Und keine Extras mehr sind. Also muss etwas Neues her. Versicherungen und Strukturvertriebe beispielsweise begannen ihre Top-Verkäufer mit Reisen zu belohnen. Und hielten so gleichzeitig geschickt allen anderen Mitarbeitern die Möhre vor die Nase. Aber ansonsten blieb es noch ruhig, denn wer auf eine Stellenausschreibung über 100 Bewerbungen erhält, muss kein Geld für Extras ausgeben.
Das änderte sich mit dem Internet-Hype Ende der 1990er. Die Zeit, in der jeder unbesehen Start-up Aktien kaufte, auch wenn er das Geschäftsmodell nicht kannte. Vielleicht auch, weil es keins gab, zumindest kein belastbares. Diese digitalen Unternehmen rangen um das seltene Personal mit Digital-Know-how mittels Obstteller und Energy-Drinks, Karten für die Fußball-Bundesliga und gemeinsamem Grillen Freitag Nachmittag, mit Malle für alle und Skifahren in Kitzbühel und mit Aktienoptionen.
Der Boom crashte sehr bald und mit ihm viele Extras. Aber manches blieb, denn Jobs für den digitalen Wandel mussten weiterhin besetzt werden. Der Stellenmarkt drehte sich und wurde allmählich zum Bewerbermarkt. Obst und Red Bull wurden normal, aber es gewannen Goodies, die mehr Lebensqualität versprachen. Ab und an ein Tag Home-Office zum Beispiel oder die Vier-Tage-Woche. Und weil das Bewusstsein für den drohenden Klimawandel wuchs, wurden Zuschüsse für den ÖPNV aktiv angeboten, in den letzten Jahren auch Leasing-Fahrräder. Das Auto hingegen hat für viele an Bedeutung verloren, weil sie eh weniger auf Reisen sind und sich dann immer noch ein Poolfahrzeug holen können.
Seitdem in diesem Frühjahr aber die Benzinpreise explodiert sind, bemerke ich das Verlangen nach einem anderen Extra – dem Fahrtkostenzuschuss. Da ist ein möglicher neuer Arbeitgeber 40 km entfernt, doch der Angesprochene lehnt ab. Nicht, weil ihm die längere Autofahrt Lebenszeit raubt. Das war zuweilen noch bis 2021 das berechtigte Argument. Sondern weil es ihm zu teuer ist.
Bemerkenswert finde ich, dass sich erstaunlich viele Firmen darauf schon eingestellt haben und Fahrtkostenzuschüsse pro-aktiv anbieten. Selbst wenn jetzt die Spritpreise durch Beschlüsse der Regierung sinken, so sind die Lebenshaltungskosten insgesamt doch gewaltig gestiegen. Jeder Arbeitnehmer ist da für eine Entlastung dankbar, auch mittels eines Fahrtkostenzuschusses. Wir können gespannt sein, welche Ideen und Vorschläge noch aufkommen.