„Warum Bücher das nächste große Ding werden sollen“ titelte das „Manager Magazin“ letzten Freitag. Ich war begeistert. Bücher sind allen Unkenrufen zum Trotz gefragt, das großartigste Beispiel ist bekanntlich BookTok mitsamt der boomenden Young Adult Schiene. Und jetzt das nächste große Ding.
Aber für wen? Die Verlage, die Autoren, die Buchhandlungen, die Leser? Ich hätte genauer hinschauen sollen: „Inside Spotify – warum Bücher das nächste große Ding werden sollen.“ Für Spotify also sollen die Bücher das nächste große Ding werden, nach der Musik kommen die Hörbücher. In den USA ist man damit bereits gestartet, ein Hörbuchabo mit 15 Stunden Vorlesen kostet pro Monat 9,99 $.
Wie wird das möglich?
Spotify-Gründer Daniel Ek hat die Lösung selbst formuliert: „The costs of creating content being close to zero.” Der daraufhin einsetzende Shitstorm sei ihm herzlich gegönnt. Das erinnerte mich sofort u. a. an meinen Blog „Ohne Moos rein gar nichts los“ aus dem letzten November (https://nord-coach.de/diese-woche/ohne-moos-rein-gar-nichts-los/). Da ging es nämlich genau darum, dass sich die Absatzzahlen vom gedruckten Titel hin zu den Streamingdiensten verlagern. Und im Zuge dessen die Autorenhonorare brutal schmelzen.
Content kostet
Autoren schaffen Inhalte für Bücher, Filme, Zeitungen und Zeitschriften und müssen dafür entlohnt werden. Wer ihnen den Geldhahn nahezu zudreht, schneidet sich selbst den Nachschub ab. Ich kann mich gut an den erfreulicherweise kurzen Moment in meiner Verlagszeit erinnern, als die Controller die Verlagsleitungen übernahmen (zumindest glaubten sie das) und auf verstärkte Zwei- und Drittverwertung von Texten drängten. Zulasten der Originalausgaben. Noch rechtzeitig begriffen sie, dass es, wie der Name schon vermuten lässt, vor der Zweit- und Drittverwertung eine Erstverwertung geben muss. Deren Generierung Geld kostet.
Natürlich kann man das alles heute auch durch KI und einen Knopfdruck erledigen lassen. Man schaut sich die Erfolgsfaktoren eines Bestsellers an (Story, Figuren, Schauplatz, Epoche etc.) und bittet die KI, so etwas Ähnliches zu schreiben. Ergänzt um bestimmte Nuancen… Oder man flutet z. B. den Markt mit falschen und gefälschten Biografien berühmter Personen, alles per KI generiert. Das passiert bereits und kostet tatsächlich nichts, außer Unverfrorenheit.
Ich bin gespannt, wie das Geschäftsmodell für Deutschland aussehen wird. Was behält Spotify ein, was der Verlag und was bekommt am Ende des Tages der Autor?