Bevor es nun bis Anfang August in die Sommerpause geht, noch etwas zum Schmunzeln. Vor drei Jahren traf ich mit einem Kandidaten zum Interview und ich fragte ihn bald nach seinen Hobbies. Er erzählte, dass seine Frau und er gerne Reisen und Fotografieren würden. So hätten sie kürzlich die Færøer bereist. Genau dort war ich auch kurz zuvor gewesen und so tauschten wir uns gefühlt eine halbe Stunde über diese wunderbar karge Inselgruppe im Nordatlantik aus bevor wir in seinen Berufsweg einstiegen.

Ich frage Kandidaten gerne nach ihren Hobbies und Interessen, weil mich die Menschen hinter dem eingereichten CV interessieren. Ich vermittle keine Arbeitsmaschinen, sondern die Kandidaten sollen auch als Menschen zu meinem Auftraggeber passen und umgekehrt. Hobbies geben mir hierfür gute Auskünfte.

Natürlich gibt es die, die eine solche Auskunft auch verweigern und zurückfragen: „Was hat das mit dem Job zu tun?“ Ich bin sicher, dass derjenige auf Instagram, Facebook und Co. bestimmt schon mehr Persönliches preisgegeben hat als seine Hobbies. Aber wer nicht will….. Gefühlt reagieren aber so keine fünf Prozent der Interviewten.

Die große Mehrheit benennt ihre Interessen gerne, mal ausführlich, mal in knappen Worten. Fußball wird öfter genannt als Fechten, Motorrad fahren öfter als Malen, Tanzen öfter als Tattoo. Im Interview erweist sich meist, dass das Hobby gut zum Berufsweg passt. Die (Durch-)Beißer z. B. laufen Marathon, die Erfolgreichen, aber schon etwas Entspannteren spielen Golf. Sehr viele gehen ins Fitnessstudio oder Joggen regelmäßig. Manche Sportart muss ich mir erklären lassen, etwa seltene asiatische Kampfsportarten.

Radfahren und Wandern mögen viele, ebenso Fotografieren oder den Garten pflegen, Spitzenreiter aber dürfte das Reisen sein. Das alles geschlechterübergreifend. Das gilt auch für das häufig genannte Kochen. Frage ich nach dem was in den Töpfen kreiert wird, antworten Frauen zunehmend mit „vegetarisch“ oder „vegan“. Männer geben sich zunächst gerne kreativ („Ich probiere alles aus“), um schließlich die asiatischen Küchen zu nennen.

Selten werden einst sehr populäre Hobbies wie Nähen oder Tischlern genannt. Briefmarken sammeln hat noch nie einer gesagt, Modelleisenbahn auch nicht, glaube ich. Erstaunlich ist, wie viele Männer an irgendwelchen elektrischen Geräten tüfteln, Frauen scheinen in der Zeit eher dem Yoga zu frönen. Das mag jetzt vielleicht nach Klischee klingen, aber so sind die Fakten in meinen Notizen.

Lesen tun viele, dabei scheinen historische Romane vor den Krimis zu liegen, Männer nennen dazu gerne noch Biografien. Was hingegen fehlt ist die Erwähnung von politischer oder ehrenamtlicher Arbeit, vielleicht aus Angst gerade mit Politik anzuecken. Diese Schere im Kopf lässt sich auch bei Getränken feststellen, mancher Mann präsentiert sich gerne als Barista, aber ansonsten sind Getränke jeglicher Art tabu. 

Der Færøer-Reisende hat übrigens damals den Job bekommen. Aber nicht wegen unseres gemeinsamen Reiseziels, sondern weil er ein wirklich guter Kandidat war.

Sommer-Pause.