Immer wenn meine Eltern und meine Schwester früher von unserem alljährlichen Bornholm-Urlaub zurück nach Lübeck kamen, hielten wir unterwegs gespannt Ausschau. In den drei Wochen musste sich dort doch viel verändert haben. Hatte es natürlich nicht.
Man glaubt oft, dass so eine lange Abwesenheit oder eine neue Jahreszahl gleichbedeutend mit zahlreichen Veränderungen ist. Das gilt sicherlich für z. B. Gesetze oder Jobwechsel. Aber vieles andere fließt ganz einfach. Das alte Geschäftsjahr ist bei vielen zu Ende, ein neues beginnt, aber eben auf Basis des alten. Ja, es gibt die guten Vorsätze zum neuen Jahr, aber deren Halbwertzeit….
Ein tatsächlicher Einschnitt für viele sind die Veränderungen auf Xing. Die Gruppen verschwinden, Veranstaltungen können nicht mehr organisiert werden. Der Protest war heftig, beeindruckte Xing aber nicht. Vermutlich hat man sich diesen Schritt intensiv überlegt und es ist richtig, das eigene Geschäftsmodell immer wieder zu überdenken. Als warnendes Beispiel sei nur auf Nokia verwiesen, einst der Dominator auf dem Handy-Markt. Als das erste iPhone auf den Markt kam, hat man sich dort vor Lachen auf die Schenkel geklopft. Und sich davon nie wieder erholt.
Aber mir will es nicht in den Kopf, dass man sich nun als Netzwerk aufgibt und sich stattdessen auf eine Zielgruppe fokussiert, die an Ratschlägen jeglicher Art geringen Bedarf hat, nämlich die Arbeitnehmer. Die allermeisten können sich den Job aussuchen. Und das wird in den nächsten Jahren so bleiben. Warum will man die pampern? Xings Kandidatensuche Onlyfy ist nun lila gefärbt. Lila ist die letzte Farbe im Regenbogen vor dem Himmel. Hoffentlich endet die Plattform dort nicht.
Über eine andere Veränderung musste ich kürzlich schmunzeln. Die SAP-Personalvorständin Sabine Bendiek verkündete nämlich, dass man nun auch Bewerber ohne Uni-Abschluss zum Gespräch einladen würde. Sieh an. Da erinnerte ich mich an einen meiner Ex-Chefs, der nach vielen erfolgreichen Jahren im Ausland nach Deutschland zurückgekehrt war und sich bei einem sehr großen Medienkonzern auf eine Vakanz im etwas höheren Management beworben hatte. Kurz darauf rief ihn jemand aus der Personalabteilung an und fragte, wie er es wagen könne, sich auf eine solche Position zu bewerben, ohne einen Doktortitel zu haben. So ändern sich die Zeiten.
Verändern sollen sich ja auch die Alten, und zwar weg. Nach einer Studie der Medical School Berlin wünscht ein Drittel der Deutschen, dass sich die Älteren aus wichtigen beruflichen und gesellschaftlichen Positionen zurückziehen und diese nicht mehr blockieren. Da fiel mir die Antwort eines Kunden ein, den ich damit foppte, dass er einen über 70jährigen Mitarbeiter noch immer freiberuflich beschäftigt: „Es gibt nicht alt oder jung, es gibt nur gut oder schlecht.“
Ich wünsche allen Jungen und allen Alten und allen dazwischen ein schönes neues Jahr voller privatem Glück und beruflichem Erfolg.