Zu den augenblicklich lächerlichsten Firmen des Landes gehört ohne Zweifel der FC Bayern. Mindestens sechs Absagen hat man sich auf der Trainersuche geholt, keiner will mehr zu der jahrzehntelang ersten Adresse des bundesdeutschen Fußballs. Die Satireseite „Postillon“ verbreitete bereits die Meldung, das Auswärtige Amt warne Menschen mit Trainerschein vor der Einreise nach Bayern.

Wenn ich das aus der norddeutschen Distanz richtig einschätze, liegt das weniger an den operativ Handelnden, sondern mehr an den verdienstvollen Alten, die abgetreten sind, um frischem Blut die Verantwortung zu übertragen. Und doch nicht loslassen können, sondern sich weiterhin einmischen. Kein Wunder, dass sich dieses Gerangel keiner der renommierten Kandidaten antun mag, selbst für ein Schmerzensgeld von mehreren Millionen pro Jahr.

Parallelen zur Unternehmensnachfolge

Das erinnert an die Familienunternehmer, die Großes aufgebaut haben, dann ihren Kindern das Unternehmen überlassen und versprechen, zukünftig nur noch zwei Mal pro Woche für jeweils drei Stunden ins Büro zu kommen. Um doch täglich für sechs Stunden zu erscheinen und operativ tätig zu werden. Möchte ich da Erbe sein? Ähnliches gilt für den AG-Vorstandsvorsitzenden, der an die Spitze des Aufsichtsrates wechselt, um von dort zu verhindern, dass sein Nachfolger einen ganz eigenen Weg geht.

Nachfolgebeispiele

Am Wochenende las ich im „Hamburger Abendblatt“ ein Interview mit Friederike Driftmann, die jetzt in siebter Generation die Geschäftsführung des Haferflockenherstellers Peter Kölln übernimmt. Zugegebenermaßen ist die Konstellation bei ihr eine andere, da ihr Vater bereits 2016 gestorben ist. Aber es ist erfrischend zu lesen, wie sie sich der 200jährigen Tradition des Hauses bewusst ist und doch ganz eigene Wege geht. Internationalisierung mit Spanien als erster Station, neue Produktkategorien, neu und wild auftreten, kesse Kundenansprache, ehrlich und authentisch, das sind Begriffe, die sie nutzt. Oder auch: „Man muss unterscheiden zwischen Werten und Konventionen. Unsere Werte, die wir seit 200 Jahren haben, trägt man weiter. Konventionen kann man abschaffen und anpassen.“

Das „Manager Magazin“ widmete kürzlich dieser Generation eine Titelgeschichte: „Die neue E-Klasse“. Ein Beispiel ist Max Viessmann, Erbe der bekannten Heizungsmarke. Der hat einen Großteil der Firma in die USA verkauft und nutzt das Geld zum Umbau in eine Firma zur CO2-Vermeidung. Als erstes kaufte er einen Solar- und Windparkbetreiber. Ein weiteres sind die Erben des bayerischen Spielwarenhändlers Krömer, die letztes Jahr der Otto-Gruppe ihre 20 großen MyToys-Läden abkauften, so die Zahl ihrer Filialen verdoppelten und den Umsatz der nun in Toysino umgetauften Kette von acht auf 30 Millionen Euro schraubten. 

Schlussbemerkung

Ob das alles so klappt wie gedacht, bleibt abzuwarten. All diese neuen Macher zeichnet u. a. eine gute Ausbildung, fundierte Berufserfahrung in Fremdfirmen und eine globale Denke aus. Ich finde es großartig und anerkennenswert, wenn Mütter und Väter loslassen können. Und ihre Kinder die geerbten Firmen nach eigenen Ideen weiterentwickeln, ohne deren Wurzeln abzuschneiden. Ob ich eine so positive Entwicklung dem FC Bayern auch wünsche? Ich bin Fan von 1860 München.