Wer schön ist, wird eher eingestellt und verdient mehr. So wahr und ungerecht ist das Leben. „Pretty Privilege“ ist der Fachbegriff für diese attraktiven Menschen, die ohnehin schon selbstbewusster durch das Leben gehen, die bereits in der Schule Vorteile genossen haben und nun auch nach Vorstellungsgesprächen eher eingestellt werden. Denn wer schön ist, gilt auch als fleißig und klug. Ein gedanklicher Fehler, den die Wissenschaft längst entlarvt hat, der sich aber nicht ausradieren lässt. Denn jeder Einstellende möchte sich mit attraktiven Personen umgeben.

Diese Fehlannahme setzt sich auch beim Gehalt fort. In den USA hat eine Studie ergeben, dass das gut aussehende obere Drittel 5% mehr Gehalt als der Durchschnitt bekommt, das untere unattraktive Drittel erhält 5-10% weniger. In Deutschland bekommen die Hübschen sogar bis zu 20% mehr Gehalt.

Eine noch unveröffentlichte Studie der Uni Paderborn und der FH Aachen hat das Aussehen der Gründerinnen und Gründer in der Show „Die Höhle der Löwen“ analysiert und, keine Überraschung, festgestellt, dass die Investoren die Hübschen bevorzugten und in sie auch mehr Geld investierten.

Aber wer oder was ist denn nun schön? In der „Wirtschaftswoche“ hat der Wirtschaftspsychologe Martin Gründl (Hochschule im Harz) die Schönheit von Frauen so definiert: „Die Merkmale gehen Richtung Kindchenschema: Große Augen, zierliche Nase, Kinn und Unterkieferregion. Dominanter Hirnschädel.“ Bei Männern nannte er nur ein markantes Kinn und einen markanten Unterkiefer als Erfolgskriterium (schauen Sie gerade in den Spiegel?). Und mit diesen Merkmalen ist klar, dass es nicht nur harmlos um Attraktivität geht, sondern natürlich auch um Erotik und entsprechende Phantasien.

Eine „Allbus“ benannte Studie hat übrigens untersucht, in welchen Berufsgruppen die attraktivsten Menschen zu finden sind. Sieger waren die mittleren Beamtinnen und Beamten, während Landwirte und Arbeiter das Schlusslicht bildeten. Unbeantwortet bleibt in all diesen Studien die Frage, was mit den Personen ist, die sich für sehr attraktiv halten, es aber nicht sind. Ich erinnere mich z. B. an Kollegen, die zur Erhöhung ihrer erotischen Ausstrahlung schicke Hemden trugen. Nur nicht in ihrer Größe….

Wie entgehen Personalverantwortliche der Schönheitsfalle? Nun, die Attraktiven haben gerade dort Vorteile, wo der erste Eindruck zählt, z. B. im Bewerbungsgespräch. Deshalb wird Personalverantwortlichen geraten, niemals spontan Zusagen zu geben und möglichst mehrere Personen am Einstellungsprozess zu beteiligen. 

Der umstrittene Münchener Arbeitsrechtler Volker Rieble hat sich übrigens schon Gedanken über die Zeit nach der Einstellung gemacht und bietet im kommenden Wintersemester an der Uni das Seminar „Liebschaften am Arbeitsplatz“ an. Zum Inhalt erläutert er: „Darf frau sich `hochschlafen´, also eine Einstellung und Beförderung mit Sex erkaufen?“ Dass er als Ko-Referenten Till Lindemann, Julian Reichelt und Donald Trump eingeladen hat, ist aber nur ein Gerücht.