Vor wohl fünf Jahren erzählte mir die Leiterin eines Buchverlages, ihr sei ein veganes Kochbuch angeboten worden. Bedingung der Verfasserin für eine Veröffentlichung sei es allerdings gewesen, dass alle Verlagsmitarbeiter, mit denen sie dann zu tun haben werde, auch Veganer sein. 

Diese Geschichte fiel mir in den letzten Wochen wieder ein, als ich von all den Fußballern las, denen ethische Hürden fremd sind und die stattdessen derzeit für horrende Gehälter in Massen nach Saudi-Arabien wechseln. Wohlgemerkt nicht nur Fußball-Rentner, sondern viele Männer im besten Fußballeralter, die auch anderswo problemlos spielen könnten. Und die vermutlich in den nächsten 50 Jahren nicht vom Hungertod bedroht sein werden. Müssen solche Männer ausgerechnet nach Saudi-Arabien wechseln und dessen Greenwashing unterstützen? Gier scheint auch hier wieder die Moral zu fressen. 

Die ethischen Grundsätze einer Firma spielen für viele „normale“ Arbeitnehmer heute eine große Rolle. Fragte man früher nach einer unerwünschten Branche, nannten die allermeisten Rüstung und Tabakindustrie, mancher noch Versicherungen. „Dank“ Putin ist Rüstung mittlerweile enttabuisiert und hat enorm an Attraktivität gewonnen. Arbeitnehmer schließen aber nicht mehr nur Branchen aus, sondern stellen grundsätzliche Forderungen an ihre Arbeitgeber wie Nachhaltigkeit oder Wohltätigkeit. Ich habe darüber schon einmal geschrieben. https://nord-coach.de/diese-woche/wer-zahlt-bestimmt-nicht-mehr/

Diese Forderungen können die hergestellten Produkte selbst sein, die gewünschte Kriterien wie Nachhaltigkeit (z. B. Solarenergie, Recycling) oder gerechte Bezahlung der Lieferanten erfüllen. Das kann aber auch die Unterstützung wohltätiger Organisationen sein oder die Beachtung ökologischer Kriterien in der Produktions- und Logistikkette. Da es z. B. für letzteres aber keine einheitlichen Kriterien gibt, ist der Vorwurf des Greenwashing auch hier schnell wieder auf dem Tisch. Man denke an Lidls Recyclingflaschen-Kampagne mit Günther Jauch oder Pennys Wahre-Kosten-Kampagne.

Ethik muss man sich leisten können. Familien oder Alleinerziehende mit einem überschaubaren Einkommen werden auch weiterhin eher auf den Preis als auf Herkunft oder Aufzucht achten müssen. Ethische Forderungen an den Arbeitgeber kann der stellen, der diesen Anspruch besitzt und aufgrund von Ausbildung, Beruf, Qualifikation, Einkommen, Standort und konjunktureller Lage zwischen verschiedenen Stellenangeboten wählen kann. Wer über diese Chance nicht verfügt, muss sich mit dem arrangieren, was der Arbeitgeber anbietet. Oder umziehen. Die skizzierte Entwicklung zeigt aber, das ist die gute Nachricht, dass der Einzelne Veränderungen bewirken kann, in der Masse natürlich noch mehr. Man muss nicht immer darauf verweisen, dass „die da oben“ , also Politik oder Unternehmen, etwas verändern sollen. Sondern verfügt selbst über Möglichkeiten.

Das zu Beginn erwähnte Kochbuch ist übrigens nie erschienen, denn die Autorin begann in der Firma zu missionieren, wie mir die Verlagsleiterin erzählte. Und das kommt selten gut an.