„Wie war die Stimmung auf der Buchmesse?“, fragten mich Freunde und Bekannte nach meiner Rückkehr. Ja, wie war sie?
Wenn man die Beiträge auf LinkedIn und anderswo verfolgt, dann war sie super: tolle Begegnungen mit Lesern und Verlagskollegen, großes Interesse an all den Titeln und große Vorfreude auf ein hochspannendes Programm 2026.
So weit, so offiziell. Und durchaus verständlich, man muss ja nicht unbedingt Sorgen oder gar Panik formulieren. Aber mein Eindruck aus den Gesprächen mit Ausstellern ist eher mit „Zurückhaltung“ richtig beschrieben. Nach dem Umsatz gefragt, berichteten die meisten von Stagnation, vereinzelt gab es Rückgänge, zuweilen aber auch leichtes Wachstum.
Das alles bei weiterhin gestiegenen Kosten. Da ist man bei den Belletristen froh, wenn einer der Erfolgsgaranten wieder etwas veröffentlicht. Oder sich ein Titel völlig überraschend zum Bestseller entwickelt. Die Programmbreite trägt schon länger nicht mehr, sondern einzelne Spitzentitel, der Trend wird noch stärker.
Gleiches gilt für das Sachbuch, während sich die Ratgeber der harten Konkurrenz von Instagram, YouTube und anderen zu erwehren haben. Um nicht das Schicksal der Reiseführerverlage zu erleiden. Diese einst auf der Messe so präsente Gruppe ist wie weggeblasen, nur ganz wenige von ihnen waren noch zu entdecken.
Das ist das große Thema vieler Verleger und ihrer Mitarbeiter: Wie geht es weiter? Die Konkurrenz anderer Freizeitangebote wird immer größer, das Bücherlesen verliert seinen Status als natürliches Bedürfnis. Viele Verlage suchen ihr Heil im Segment Young Adult und Co., denn hier wird gerade viel Geld verdient. Dark Romance ist quasi die Rüstungsindustrie der Verlagswelt.
Und so wie die von Kündigungen bedrohten Mitarbeiter der Autoindustrie und ihrer Zulieferer versuchen, bei Rheinmetall und anderen Wehrtechnik-Unternehmen unterzukommen, so verharren viele Verlagsmitarbeiter lieber in ihren aktuellen Jobs. Denn einen Branchenwechsel können sich viele nicht vorstellen. Die Fluktuation ist deshalb gering, denn man weiß ja nicht, wie gut es dem anderen Verlag geht. Da klammert man sich besser an das, was man hat.
Dem Buch geht es wie vielen anderen Branchen, die Konsumlust der Bundesbürger ist gering, die Hoffnung auf den großen Wumms dank unzähliger Regierungs-Milliarden ist einer großen Enttäuschung gewichen. Die u. a. zu einer Unlust zum Geldausgeben führt.
Ich bin gespannt, wie sich die Messe weiterentwickelt und insbesondere auf die neue Hallenaufteilung 2026, die ich bereits im vorherigen Beitrag skizziert habe.
