Am Wochenende traf ich Friedrich Merz: „Herr Scherping, Sie haben sicherlich mitbekommen, dass ich kürzlich im Bundestag den Kanzler als ,Klempner der Macht´ bezeichnet habe. Mit dieser abwertenden Bemerkung habe ich mir ins Knie geschossen, der Cem Özdemir hat gesagt, die Klempner seien Schaffer, die würden Probleme lösen und nicht nur danebenstehen, während andere arbeiten. Die gesamten Handwerksverbände sind auch sauer auf mich. Das sind mit unsere treuesten Wähler. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie ein kreativer Menschkenner sind. Ich brauche einen neuen Vergleich für Olaf Scholz. Haben Sie eine Idee?“

„Nun ja“, begann ich, „wir suchen uns die Gruppe mit dem miesesten Image. Ausgenommen die Politiker.“ Er lächelte nicht. „Unbestrittene Nummer Eins sind die Versicherungsvertreter.“ 

Friedrich Merz strahlte: „Herr Bundeskanzler, Sie sind der Versicherungsvertreter unter den sonst so großartigen Kanzlern unserer Republik! Das sitzt.“ 

„Finde ich nicht“, widerrief ich meinen eigenen Vorschlag. „Die reden viel und drehen den Bürgern Dinge an, die sie nicht brauchen, so das Image. Aber zu viel zu reden kann man Olaf Scholz nicht vorwerfen und er nimmt den Bürgern ja sogar Sachen weg, die sie wollen, so die Energiepreisbremse.“

„Ja, Sie haben recht. Wen gibt es sonst?“

„Journalisten.“

„Auf keinen Fall, die brauche ich noch.“

„Manager und Banker mag kaum einer.“

„Nein, bloß nicht. Die sind überwiegend unsere Wähler und unterstützen die Partei auch gerne mit kleineren und größeren Spenden. Und wenn ich eines Tages Kanzler bin, brauche ich sie erst recht.“

„Dann sind Finanzbeamte wohl auch keine gute Idee?“

„Auf keinen Fall. Die sind zwar unbeliebt, kümmern sich aber darum, dass die Steuern pünktlich in die Staatskassen kommen. Auf die bin ich als baldiger Bundeskanzler angewiesen.“

„Wie wäre es mit einer exotischen Lösung? Laubbläser vielleicht.“

„Die Pusten mit ihren Geräten alles weg, was stört. Wir nähern uns an, Herr Scherping.“

„Oder Spielhallenbetreiber?“

„Nein, die gehen gar nicht. Bei denen gewinnt man manchmal auch, das tun die Menschen bei Olaf Scholz nicht. Finde ich als Oppositionsführer. Die Leute sollen ja auch nicht süchtig nach dem Kanzler werden.“

„Langsam gehen mir die Ideen aus“, gestand ich. „Profifußballer sind zum Teil auch nicht wohlgelitten. ,Sie sind der Manuel Neuer der Macht´ klingt allerdings nicht besonders anklagend. Der Mann hält seinen Kasten ja meist sauber. ,Sie sind der Loddar Matthäus der Macht´ wäre da schon eher möglich. Viel reden, alles besser wissen, aber sonst?“

„Den Vergleich hat selbst Olaf Scholz nicht verdient. So, nun strengen Sie sich mal an.“

Da gab mir eine innere Stimme einen Tipp. Damit uns den niemand klaute, flüsterte ich ihn Merz zu. Der stand auf, schüttelte mir die Hand und sagte: „Großartig, schicken Sie Ihre Rechnung bitte an die Fraktion.“

Ein paar Tage später trat Friedrich Merz an das Rednerpult des Bundestages. Langsam redete er sich in Rage, seine Stimme überschlug sich fast: „Herr Bundeskanzler, Sie reden alles nur schön, Sie sind der Florian Silbereisen der Macht.“ Noch in der Nacht trat Olaf Scholz zurück.