„43 Prozent der Generation Z fühlt sich mit der Jobsuche überfordert.“ Als ich diesen Satz kürzlich las, schüttelte sich mein Kopf vor Verwunderung ganz heftig. Herausgefunden hatte das das Umfrageinstitut YouGov im Auftrag von LinkedIn. Ich fragte mich, was an der Jobsuche so schwer ist?

Sie ist doch viel einfacher geworden. Man muss nicht mehr drei, vier schwere Wochenendausgaben von Tageszeitungen kaufen, um einen Angebotsüberblick zu erhalten. Sondern man erhält mit wenigen Klicks jede Menge Möglichkeiten. Bei einer vertikalen Suchmaschine wie indeed ebenso wie bei Jobbörsen wie Monster und Stepstone, Experteer oder MeineStadt. Und zahlreiche Unternehmen suchen ihr Personal bereits über Instagram oder TikTok, den Marktplätzen der Generation Z. Wo bitte liegt die Schwierigkeit?

„45 Prozent wissen nicht, wo sie mit der Suche anfangen sollen und wonach sie überhaupt suchen sollen.“ Das erklärt die Überforderung, lindert aber nicht mein Kopfschütteln, sondern verstärkt es. Wenn ich weiß, was ich wo arbeiten möchte, helfen ein paar wenige Stichworte. Beispiel Stepstone: „Elektrotechnik Ingenieur/in“ und „Bremen“ und „Umkreis 20 km“ und schwupp kommen gut 200 Vorschläge. Sind die das Problem? Sind es zu viele? Wäre das Aldi-Prinzip „Nur eine Sorte geschälte Tomaten“ besser, so dass sich die Vorschläge auf 60 reduzieren?

Naja, man kann den Radius einschränken oder einen anderen Ort verwenden, weil man z. B. im Bremer Süden wohnt. Gibt man den Nachbarort „Weyhe“ ein und reduziert den Umkreis auf 10 km, erschrecken einen nur noch knapp 30 Angebote. Man kann sich also herantasten, das ist nicht zu viel verlangt. Ebenso wie man einmal kurz auf die Firmen-Website gehen kann, wenn einem Unternehmen wie Airbus, Enercon oder OHB nichts sagen.

„58 Prozent empfinden die Anforderungen ausgeschriebener Stellen als unrealistisch.“ Das finde ich großartig. Nicht wissen, wo und wie man suchen soll, aber ganz genau wissen, dass die Anforderungen unrealistisch sind. Das Selbstbewusstsein besäße ich gerne. Gehen diese 58 Prozent davon aus, dass in den Personalabteilungen nur Unwissende sitzen und realitätsferne Stellenbeschreibungen erfassen? Oder könnte es nicht sein, dass diese die Anforderungen und Notwendigkeiten ganz genau kennen und die 58 Prozent diese schlicht nicht erfüllen?

Letzten Sommer stolperte ich in einer Tageszeitung über eine bemerkenswerte Stellenanzeige. Sie war mit 14 x 20 cm nicht gerade klein. Zog man Foto, Firmenlogo, Überschrift und drei (!) Zwischenüberschriften ab, sind 16 Zeilen Text. Von denen noch zwei für den Hinweis abzuziehen waren, wohin die Bewerbung geschickt werden soll. Bleiben 14 Zeilen, was ohnehin nicht viele sind. Auf elf Zeilen pries sich nun das Unternehmen an, ganze drei Zeilen blieben für das geforderte Profil. Ich staunte. Über diese Anspruchslosigkeit. Ist das die Zukunft, Employer Blöding statt Employer Branding?

Da machte mir eine ganz andere aktuelle Umfrage von YouGov mehr Spaß. Nur 6 Prozent der mexikanischen Männer und 10 Prozent der polnischen Männer setzten sich zum Pinkeln grundsätzlich hin. Aber stolze 40 Prozent der deutschen Männer. Ein Lichtblick.