Derzeit finden sich wiederholt Beiträge, in denen Xing-Mitglieder sich über falsche oder nervige Ansprache durch Personalberater auslassen. Die angebotenen Positionen hätten rein gar nichts mit ihrem CV zu tun. Das seien alles Massenmails, die zu lesen sie keinen Spaß hätten. Der Name in der Anrede sei falsch gewesen. Keine Reaktion sei doch auch eine Reaktion, unverschämter Weise würde Berater noch zwei, drei Mal nachfragen. Und so weiter und so fort. Das wird natürlich alles sehr pointiert dargestellt und immer mit einem Schuss Zynismus oder Satire garniert.

So liest sich das zum Teil ganz amüsant. Aber was nützt es? Und wem? Lästern oder ins Lächerliche ziehen ist einfach. Ob Bundesbahn oder Bundesregierung, Ärzte oder Handwerker, Amazon oder Autofahrer, mokieren lässt sich über alle. Auch über Personalberater. Und ebenso schnell schließen sich die Guten an, die das alles nicht tun. Die Berater, die den Xing-Post loben und betonen, dass sie ganz anders sind.

Ja, natürlich nerven Anschreiben, die nichts mit einem zu tun haben. Wenn ich via Xing für einen Kunden SAP-Berater suche, habe ich kurz darauf Anfragen der berüchtigten englischen Lebenslauf-Durchreicher im Postfach, ob ich nicht für einen ihrer Kunden als SAP-Berater tätig werden möchte. Besonders nervig sind die Nachrichten selbsternannter Marketing-Genies, dank deren Erfolgsrezept ein Berater wie ich nie wieder akquirieren muss, weil ich dann vor Kunden und Aufträgen ersticke. Und natürlich ließe sich über so manchen Kandidaten auch Skurriles oder Merkwürdiges erzählen.

Aber nochmals: Wem oder was nützt es? Xing und LinkedIn sind Business-Netzwerke. In denen man auf einen möglichen neuen Arbeitgeber angesprochen werden kann. Die einen öfter, die anderen seltener, viele sind genau deswegen dort, andere nervt es. Aber so wie man in anderen Netzwerken sein z. B. sein Konsumverhalten immer schärfer abbildet und so mit entsprechender Werbung „belohnt“ wird, muss man in Business-Netzwerken in Kauf nehmen, nach beruflichen Ambitionen gefragt zu werden. Auf unterschiedlich qualifizierte Art und Weise, zugegebenermaßen. Da hilft aber alle genervte oder zynische Prosa nichts.

Einen Tipp habe ich aber noch für die Genervten: Die Profileinstellungen überarbeiten und abgleichen hilft. Wenn ich bei XING unter „Ich suche“ explizit „Keinen neuen Job“ oder „Bitte keine Jobanfragen“ lese, dann kontaktiere ich denjenigen auch nicht. Und viele andere seriöse Berater sicherlich auch nicht. Vielleicht beruhigt das bei dem einen oder der anderen die Nerven.