„Eine gewisse ,Social Media Fatigue´ greift um sich. Es wird immer schwerer zu sortieren, was wichtig ist, was wir aufnehmen wollen, was richtig oder falsch ist. Wir sind mit der Dauerbefeuerung von Informationen unter permanentem Stress, dem wir uns kaum entziehen können“, sagt Ines Imdahl, Diplom-Psychologin und Chefin der Marktforschungs-Agentur Rheingold Salon, im Mediendienst turi2.
Das passt gut zu der gerade veröffentlichten Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“. Die Hälfte der Befragten fühlt sich gestresst, ein Drittel erschöpft. Von den weltweiten Kriegen und dem Klimawandel, von zu hohen Mieten und der Inflation sowie anderem mehr. Pessimismus hat sich breitgemacht. Und dann tun die Jugendlichen das, was auch die Erwachsenen praktizieren, wenn ihnen die Welt zu kompliziert wird: Sie rennen zu den rechten Vereinfachern. Beängstigende 22% der Jugendlich können sich vorstellen, die AfD zu wählen.
Ein weiterer Stressfaktor ist die Bildschirmzeit, je mehr von dem einen, desto mehr von dem anderen. Ungeklärt bleibt dabei die Frage, ob die Bildschirmzeit den Stress provoziert oder der Gestresste sich hinter dem Bildschirm verkriecht. Unbestritten ist aber, dass viel Stress Jugendlicher selbstgemacht ist, wie Ines Imdahl weiß: „Über 30 Prozent wollen heute berühmt werden um des Berühmt-Seins willen. Das waren vor 15 Jahren in dieser Zielgruppe weniger als 13 Prozent.“
Womit wir beim Thema Handy in der Schule wären. Zunehmend fordern Lehrer ein Handyverbot in Schulen, wie es in Frankreich und bald Holland praktiziert und in Großbritannien diskutiert wird. Wäre das ein Lösungsansatz?
Ich denke schon, denn weniger Likes oder Rat suchen im Web erfordert mehr eigenes Denken. Das kann schwierig oder befreiend sein, vergnüglich oder schmerzhaft, festigt aber in jedem Fall die Persönlichkeit mehr als die Flucht ins Digitale.
Die Psychiaterin und Psychotherapeutin Esther Pauchard sagte kürzlich in einem SZ-Interview: „Die Definition dessen, was als behandlungsbedürftig gilt, hat sich enorm erweitert. Viele Leute kommen viel zu früh zu uns…Bei jungen Menschen gehört es aber fast zum guten Ton, psychische Probleme zu haben. Eine Diagnose verleiht einen speziellen Status, das Gefühl, man habe Aufmerksamkeit verdient, Schonung. Doch die Menschen sollten nicht verlernen, belastende Umstände auch mal selbst zu bewältigen.“
Ich denke, dass ist ein sehr guter Ansatz: Nicht auf andere zeigen, von denen Hilfe einfordern. Sondern selbst den A… hochbekommen. Das gilt für jedes Alter.
Wenn das nicht gelingt, droht das, was jemand voller Ernst einst auf einer Messe prophezeite (Clip auf Youtube): „Es wird irgendwann mal dazu kommen, dass der Döner den Menschen ersetzen wird.“