Früher war es ein Privileg der Friseure montags geschlossen zu haben. Schließlich hatten sie am Samstag gearbeitet, was die meisten anderen nicht taten.
Wenn ich heute durch die Straßen gehe, sehe ich an Läden unterschiedlicher Branchen immer öfter den Hinweis, man habe Montag geschlossen oder gar Montag und Dienstag. Die Inhaberin eines kleinen Ladens erzählte mir kürzlich, dass sie sich tatsächlich montags in ihrem Laden langweile, es sei überhaupt nichts los. Sie habe Verständnis für die Kollegen, die somit dann Personal und Energiekosten sparen würden, sie ringe noch mit sich.
Auch in Einkaufszentren sieht man den Trend zu kürzeren Öffnungszeiten schon seit den Zeiten der Pandemie. Nicht alle Kunden sind zurückgekommen. Mussten sich Ladeninhaber früher an die von dem Center vorgegebenen Öffnungszeiten halten, können sie diese mittlerweile reduzieren. Weil die Mieter die Center sonst in Scharen verlassen würden.
Das liegt natürlich zum einen an den Energiekosten, die mit Putins Überfall auf die Ukraine explodierten, inzwischen zwar wieder gesunken sind. Aber wenn nach 18 Uhr keiner mehr in den Laden kommt, müssen die Glühbirnen auch nicht bis 20 Uhr leuchten.
Das liegt zum zweiten am Personalmangel. Mitarbeiter für zwei Schichten in der Zeit von 9.30 bis 20 Uhr lassen sich nicht mehr finden, für die Öffnungszeit 10 bis 18 Uhr und damit nur eine Schicht bekommt man das vermutlich noch hin.
Und schließlich spielt das veränderte Kaufverhalten der Menschen eine Rolle. Die einen können sich viele Dinge nicht mehr leisten, die anderen wollen z. B. nicht mehr ständig die neuesten Klamotten. Und viele kaufen im Internet.
Insofern finde ich es nur ehrlich und sympathisch, wenn ein Laden wie der auf dem Foto sagt: Liebe Kunden, wenn ihr mehr und öfter bei uns kauft, haben wir auch öfter und länger auf. Aber ob das auf Dauer funktioniert?
In dem Newsletter „Elbvertiefung“ der ZEIT las ich kürzlich folgenden Dialog, den eine Leserin gehört und für die Rubrik „Hamburger Schnack“ eingereicht hatte:
Hinter mir Stimmen von zwei jungen Mädchen auf der Rolltreppe zur U-Bahn. Sagt die eine: »Meine Mutter hat noch niiieee im Internet gekauft.«
Da staunt die andere: »Wieso das denn nicht?«
»Ja weißt du, die ist noch aus einer anderen Welt. Ich musste ihr neulich tatsächlich ein Buch in einem Buchladen kaufen.«