Das muss die Höchststrafe für eine Stadt sein: KiK geht. Wenn H&M oder C&A noch überlegen, ob sie gehen oder bleiben sollen, wenn Starbucks und Peek & Cloppenburg noch nie da waren, eine Konstante gab es in jeder Stadt: KiK. Dessen Zielgruppe schien unerschöpflich zu sein.

Doch nun formulierte das „Hamburger Abendblatt“ dieses Todesurteil: „Geisterstadt Bad Oldesloe? Sogar KiK ist weggezogen“. Aber nicht nur KiK, sondern auch C&A und weitere Bekleidungsgeschäfte, ein Sportgeschäft hat ebenso geschlossen wie eine Buchhandlung, Arko und ein Pelzmodehaus. Und sogar MäcGeiz! Bad Oldesloe, Kreisstadt zwischen Hamburg und Lübeck, 25.000 Einwohner.

Das erinnert mich an ein Gespräch, das ich im Dezember mit jemandem aus Uelzen führte. Der war ganz begeistert, wieviel Mühe sich die Uelzener mit einem lebendigen Adventskalender geben. Irgendwo in der Stadt würde jeden Abend ein privates Fenster festlich erleuchtet, dafür würden die Menschen durch die Stadt spazieren, die Stimmung sei toll. Was fehle seien aber mehr unterstützende Lichter aus den Geschäften. Die entsprechenden Lokale seien nämlich überwiegend leer. Dieser Zustand würde immer schlimmer. Uelzen, Kreisstadt im Nordosten Niedersachsens, 34.000 Einwohner, bekannt für den Hundertwasser-Bahnhof.

In Uelzen war ich noch nie, durch Bad Oldesloe bin ich oft durchgefahren, selten ausgestiegen. Aber das Thema berührt mich. Weil es darum geht, wie lebenswert eine Stadt ist und bleibt und ob Menschen dort Arbeit finden können.

Da las ich vorige Tage von dem großen Erfolg der „Byavekort“ in meiner zweiten Heimat Bornholm. In der dort größten Stadt Rønne (knapp 14.000 Einwohner) haben sich die örtlichen Händler schon länger zusammengeschlossen. Eines ihrer Produkte ist die genannte „Stadt-Geschenkkarte“. Die gibt es das ganze Jahr und ist eine Alternative zu den Geschenkkarten von Versandhändlern oder einem einzelnen Filialisten. Mit ihr kann man in rund 75 Geschäften der Stadt einkaufen. Da ist die Käsehändlerin ebenso dabei wie der Friseur, das Schuhgeschäft wie der Baumarkt, die Kneipe wie der Lebensmittelhändler. Und sogar H&M. Man muss den Gutschein auch nicht komplett an einer Stelle verbrauchen, sondern kann z.B. einen Teil in der Drogerie nutzen, einen in der Buchhandlung und einen bei der Blumenhändlerin. So bleibt das Geld in der Stadt, der Textilhändler kauft von seiner Einnahme bei der Optikerin und die beim Weinhändler.

Die Kunden unterstützen das, nach vielen Jahren gleichbleibenden Umsatzes konnten die Karte 2024 eine Umsatzsteigerung von 11,4% verzeichnen. Ich weiß, dass eine solche Lösung nicht überall funktioniert, aber sie zeigt, dass man mit intelligenten gemeinschaftlichen Ideen nicht alles Geld dem Versandhandel überlassen muss.