„Oh, ich habe unseren Termin vergessen. Ich bin jetzt im Wald.“ Ich hatte vergeblich auf den Kandidaten für unser abendliches Teams-Gespräch gewartet. Ihn nach ein paar Minuten angerufen, und nun stand er im Wald und ich fühlte mich auch so. Man glaubt ja immer, man hat schon alles erlebt….

Im Wald stehend fühle ich mich auch manches Mal, wenn ich darüber nachdenke, welche die für meine Arbeit in nächster Zeit prägenden Themen sein werden. Vor Weihnachten war ich sicher, dass die Diskussion um Vor- und Nachteile des Home-Offices intensiv fortgesetzt werden. Doch Pustekuchen, aus der öffentlichen Diskussion ist das Thema weitgehend verschwunden. Ja, in den Medien ist ab und an zu lesen, dass z. B die großen US-Techkonzerne ihre Mitarbeiter wieder ins Büro drängen. Und mit Kandidaten gibt es hierzu auch Gesprächsbedarf. Aber sonst?

Nein, es sind zwei andere Themen, die die öffentliche Diskussion rund um das Thema Personal bestimmen. Das eine ist die Künstliche Intelligenz. KI ist vielerorts schon da und breitet sich rasant weiter aus. Aber mit welchen Auswirkungen auf unser aller (Berufs-)Leben, das ist noch unklar. Jede Woche äußern sich selbsternannte oder tatsächliche Experten, warnen oder schwärmen. Alle reden mit, doch keiner weiß Bescheid. Gerne gewählt sind Selbstversuche wie „Was weiß ChatGPT über meinen Wohnort?“ Ja, das Ergebnis ist zumeist noch dürftig, aber das wird sich schnell ändern, kein Grund über KI zu spotten. Listen über Berufe, die dank KI bald verschwinden oder eine verstärkte Nachfrage erhalten, erscheinen im 3-Tages-Rhythmus. Bei der „Bild“ z. B. soll KI jetzt das Layout machen, die Mitarbeiter braucht keiner mehr. Nun schadet es sicherlich nicht, wenn die Brandstifter-Postille eine Intelligenz-Spritze bekommt, die wäre aber anderswo wichtiger als beim Layout. 

Das zweite Thema ist natürlich das Zusammenprallen von Boomern und GenZ. „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ trifft auf „Ich kann schon alles. Auch Freizeit.“ Da prallen ganz unterschiedliche Ansätze von befriedigender Arbeit, Karriere, Verhältnis Arbeit/Freizeit, Können und Kompetenz sowie Führung aufeinander, das ist ebenso unübersehbar wie unselig. Vergessen wird dabei gerne, dass zwischen diesen beiden Gruppen noch die GenX und die GenY stehen, die ebenfalls eigene Auffassungen vertreten. Weniger Arroganz, weniger Verachtung, weniger Pauschalisierungen, mehr Zuhören, mehr Nachdenken, mehr Annehmen, das sind meine Wünsche für dieses Thema.

Ach, eine weitere Erkenntnis habe ich noch gewonnen: Sollte ich während des Sommers im Lotto gewinnen, werde ich garantiert keine Aktien einer Möbelspedition kaufen. Denn umzugsbereit ist anscheinend niemand mehr. So, nun beginnt mein Blog-Urlaub bis Ende August. Schöne Sommerferien!