Das Merken von Geburtstagdaten gehört nicht zu meinen stärksten Eigenschaften, das gebe ich zu. Ich bin froh, wenn ich mir meinen merken kann. Deshalb war ich auch überrascht, als ich letzte Woche Nachrichten via Xing und LinkedIn erhielt, in denen mir zu zehn Jahren Tätigkeit für die Personalberatung TGMC gratuliert wurde. Puh, zehn Jahre schon, dessen war ich mir gar nicht bewusst.
Ich ließ mich wieder in den Gartenstuhl auf der Terrasse des Bornholmer Ferienhauses fallen. Und begann darüber nachzudenken, was sich in dieser Zeit in meiner Arbeit geändert hatte. Drei Punkte will ich hier nennen.
Da ist das mit Reisen verbundene persönliche Interview. Die Zugfahrt durch die WLAN-Löcher zwischen Hamburg und Berlin oder die Angst, bei jedem Schritt auf Deutschlands klebrigstem Bahnhof in Bonn nicht mehr weitergehen zu können. Das erste Händeschütteln mit der Bewerberin oder dem Bewerber in der Hotellobby. Die Bestätigung oder die Korrektur des zuvor in Telefonaten entstandenen Bildes. Der Gesprächseinstieg. Die Gestik, die Mimik, die Sitzposition. Doch das alles fand im Februar 2020 ein Ende, Teams und Zoom hielten Einzug. Auf der Gewinnerzeit stehen ohne Zweifel der Zeitgewinn und die Kostenersparnis. Auf der Verliererseite findet man ganz eindeutig den kompletten persönlichen Eindruck. Wie jemand den Raum betritt, wie er sich bewegt, wie angespannt sie ist, ob er oder sie klein oder groß, sportlich oder nicht sind, das alles kommt über den Bildschirm nicht herüber.
Die zweite große Veränderung betrifft die Kandidaten. Früher gab es sie oft im Überfluss, die Auswahl fiel schwer. Ich telefonierte sehr viel und die Tonalität war zumeist eine offene und freundliche. Das ist mit vielen Menschen auch so geblieben. Einer Ausnahme bilden Teile der Generation Z, die eigentlich Generation F wie „Fordernd“ heißen müsste, da sie ein erstes Gespräch gerne mit Forderungen beginnt. Das macht Gespräche manchmal schwierig oder unangenehm. Und zwingt zuweilen zu Grenzziehungen.
Schwierig war im übrigen auch die Pandemiezeit, da viele Arbeitnehmer verunsichert waren, sie nicht wussten, ob ein möglicher neuer Arbeitgeber die Pandemie überhaupt wirtschaftlich übersteht. Dieses Zögern hat die Besetzungsdauer deutlich anwachsen lassen, aber es wird wieder besser.
Das führt zu den Auftraggebern als drittem Punkt. Früher hatte ich keinerlei Probleme, meinem Auftraggeber eine gute und facettenreiche Auswahl von um die fünf Personen zu präsentieren. Und hatte dabei noch zahlreichen anderen abgesagt. Heute gibt es Aufträge, bei denen ich schon froh bin, wenigstens zwei gute Kandidaten zu präsentieren. In den HR-Abteilungen weiß man um diese Problematik nur zu gut. Ich habe bei vielen von ihnen den Eindruck, dass sie nun einen Personalberater eher als Partner sehen, der ihnen wertvolle Dienste leistet. Zumindest wenn er tatsächlich berät und nicht nur Lebensläufe weiterleitet. Der Konkurrenzgedanke ist weitgehend verschwunden, was sehr positiv ist.
Ich freue mich auf die Entwicklungen und Veränderungen der nächsten Zeit und bin gespannt, was ich in zehn Jahren an dieser Stelle schreibe.