„Max Müller ist einmal mehr der Unterschiedsspieler“, ist ein Satz, den man oft beim Mannschaftssport hört. Ob die Mittelfeldabräumerin im Fußball oder der Rückraumlenker beim Handball, oft ist es diese eine Person, die die Waage zugunsten ihrer Mannschaft auf Sieg neigen lässt.
Und die gibt es natürlich auch im Arbeitsleben. Der Mitarbeiter, der die berühmte Meile mehr geht, um einen Vorgang noch heute abzuschließen. Die Mitarbeiterin, die einfach kreativer ist als die Kollegen und oft überraschende wie realisierbare Ideen kreiert. Der Mitarbeiter, der mit bestimmten Softwareprogrammen so enorm viel Erfahrung gesammelt hat, dass er der Firma viele Umwege spart, indem er sofort zu Lösungen kommt. Oder die manchmal einfach nur wagemutiger sind. Wie viele Romane sind zunächst von unzähligen Verlagen abgelehnt worden, bis ein Lektor „Machen wir“ entschied und Millionenauflagen anschob. „Harry Potter“ ist ein Beispiel“, „Das Parfum“ ein anderes.
Es sind diese Mitarbeiter, die den Unterschied ausmachen, die den Wettbewerbsvorteil generieren. Und die es selbstverständlich auch heute noch gibt, selbst wenn nicht mehr isoliert in Säulen, sondern gemeinsam in Projektteams gearbeitet wird. Auch dann ist die Vertreterin des Vertriebes möglicherweise pfiffiger als es andere an ihrer Stelle wären und bringt die interessanteren Ideen ein.
Ich hatte einmal in meiner Verlagszeit die Idee zu einem Titel, zu dem mein Chef nur meinte: „Haben Sie nichts anderes zu tun?“ Der Titel erschien dennoch und wurde ein Erfolg. Weshalb mein Chef angesichts der Zahlen meinte: „Den Titel hätten wir eher machen sollen.“ Man beachte das „Wir“.
Zugegebenermaßen wurden nicht alle meine Ideen ein Erfolg. Wichtiger ist mir in dem Zusammenhang, dass der Titel erschien, obwohl der Vorgesetzte dagegen war. Aber er ließ mich gewähren, gab mir die Freiheit. Er war der Unterschiedschef. Es braucht nicht nur die Mitarbeiterin, die den Unterschied ausmacht. Sondern auch den Chef.
Die Unterschiedsmitarbeiter wecken natürlich Begehrlichkeiten, werden gerne abgeworben oder bieten sich selbst für ein höheres Gehalt an. Was dagegen hilft? Geld allein bestimmt nicht, irgendjemand bezahlt immer mehr. Sondern z. B. Vertrauen, Wertschätzung, interessante Aufgaben, eine emphatische Firmenkultur oder eine alle Interessen berücksichtigende Home-Office-Regelung.
„Dabei sollte doch längst glasklar sein, dass jeder Mensch, der seine Macht auf Kosten anderer ausnutzt, nirgendwo hofiert, geschützt und bedient gehört, sondern schlicht ein Problem ist, manchmal auch für sich selbst.“ Das schrieb Laura Hertreiter am Wochenende in der „Süddeutschen“ zum Thema Till Lindemann.
Einem Unterschiedschef, der genau das Gegenteil ist, der seine Mitarbeiter schätzt, schützt und entwickelt, dem gelingt es auch, seine Unterschiedsspielerinnen und -spieler zu halten. Und genau das ist auch seine Aufgabe.