„Der Facility Manager hieß früher Hausmeister.“ Wie oft habe ich diesen ach so falschen Satz gehört. Die Hausmeister mit den unendlich vielen Schlüsseln, die ab und an eine Glühbirne auswechseln, sind nicht plötzlich zu Managern geworden (und werden so auch nicht bezahlt). Doch die Welt der Gebäudepflege ist komplexer geworden, morgens aufschließen und abends abschließen reicht nicht mehr. Deshalb braucht es darauf spezialisierte Firmen mit studierten Facility Managern. Über 20 Unis bieten den Studiengang an.
Manches Berufe-Update entsteht allerdings eher aus der Not. Die Ostsee-Küstenfischerei ist vom Aussterben bedroht. Aus 1400 Vollerwerbs-Fischern im Jahr 1990 sind in Mecklenburg heute 118 geworden, die ein Durchschnittsalter von 57 Jahren haben. 2022 nahmen zwei junge Menschen eine entsprechende Ausbildung auf, in diesem Jahr niemand. Perspektive nicht vorhanden. Die meisten Fischer haben noch einen Zweiterwerb, z.B. die Vermietung von Ferienwohnungen oder den Verkauf von Fischbrötchen. Aber irgendwann ist auch der Bedarf gesättigt.
In der Monatszeitung „Katapult“ war zu lesen, dass es nun die Idee gibt, die Fischer zu Sea-Rangern zu machen. Sie arbeiten wie die Förster im Wald, sie pflegen einen bestimmten Küstenabschnitt. Sie erheben strukturierte Daten, pflegen Fischbestände und Fischgraswiesen, führen Touristen durch das Gebiet. Für diesen Zweitjob arbeiten sie sich in Umweltrecht und Meeresbiologie, aber auch in den Umgang mit Medien oder pädagogische Konzeptionen ein. Wenn die Finanzierung klappt, dann soll es in zehn Jahren 50 dieser Sea-Ranger in Mecklenburg geben. Auch die Tourismusbranche ist von dieser Idee angetan, denn Häfen ohne Fischer sind weniger attraktiv.
Ich gebe zu, medizinische Berufe gehören nicht zu meinen Kernkompetenzen. So war ich dann auch überrascht, als mir jemand von seinem Dualen Studium der Physiotherapie erzählte. Dass er demnächst seine Bachelor mache und mit dem Master liebäugle würde. Damit er sich dann spezialisieren könne, z. B. auf die Chinesische Medizin oder das Thema „Ernährung“.
Ich war verwirrt. In meiner naiven Vorstellung dachte ich, als Physiotherapeut lernt man die Kunst des Körperknetens und legt los. Aber weit gefehlt. Der Beruf des Physiotherapeuten wird deutlich anspruchsvoller und vielfältiger, bietet mehr Chancen, ihn zu erlernen dauert aber auch länger und ist teurer. Da stellt sich mir die Frage: „Muss das sein?“ Nun wird mancher „Ja“ schreien, das Thema Gesundheit nehme doch an Wichtigkeit zu, da könne man nicht genug lernen.
Wenn Berufe durch Anspruch und Aufgaben aufgewertet werden, bleibt die Frage, wer die ganz einfachen Aufgaben erledigt und wie es um dessen Ansehen steht. Aber manchmal freut man sich ganz einfach, dass die Gesundheitstechnologie den Menschen ersetzt. So erwarten laut der Strategieberatung Oliver Wyman 54% der Befragten, dass in sieben Jahren ein Gerät in der Toilette ihre Ausscheidungen kontrolliert.