Petra Golisch ist Programmleiterin beim Finken Verlag, bloggt „semiprivat“ zum Thema Pendeln (www.pendeln.mobi) und beschäftigt sich viel mit den Besonderheiten „Weiblicher Führung“. Dazu habe ich bei ihr nachgefragt.

J.S.: Wenn ich Ihre Redaktion im Finken Verlag besuchen würde, woran würde ich merken, dass diese von einer Frau geführt wird?

P.G.: Interessante Frage, über die ich noch gar nicht so dezidiert nachgedacht habe. Spontan würde ich sagen: Professionell gibt es – hoffentlich – keine wesentlichen Unterschiede zwischen einer von einem Mann oder einer Frau (wenn) gut geführten Redaktion. Dass bei uns eine Atmosphäre von Freundlichkeit, Engagement, Einsatzfreude und Heiterkeit herrscht, hat eher mit den Charakteren als mit deren Geschlecht zu tun. Einen Aspekt, den mal eine Branchenkollegin nannte, habe ich mir gemerkt: Im Kühlschrank stehen mehr Light-Produkte und immer nur Halbfettmilch – und mindestens ein Prosecco, falls es spontan etwas zu feiern gibt.

J.S.: Welche weibliche Führungskraft hat Sie am meisten beeindruckt oder beeinflusst? Und wodurch hat sie das geschafft?

P.G.: Schade, dass Sie explizit nach einer weiblichen Führungskraft fragen – sonst fiele mir die Antwort leicht: Mein (fast) erster [Chef] war gleich mein bester, der mich für kommende Zeiten geprägt hat. Er hat meine Stärken erkannt, benannt, geschätzt und auch praktisch eingesetzt. Außerdem hat er mich und andere immer respektvoll behandelt und auf Augenhöhe gefördert und gefordert. Von Anfang an hat er mir großes Vertrauen und viel Gestaltungsfreiraum gegeben.

Zurück zu den Frauen. Da kam bisher keine an ihn heran. Sehr krass fand ich eine unwesentlich ältere Vorgesetzte, die zu Beginn meiner Berufstätigkeit meinen Weg kreuzte. Sie war in Bezug auf Stimmungsschwankungen und Esoterik eine lebende Karikatur und immer wieder aufs Neue „Wundertüte“, die mich als Berufsanfängerin staunen ließ, dass so jemand Chef:in sein kann. 

Positiv beeindruckt bin ich von allen, die „gut begründet“ gründen bzw. zur richtigen Zeit den Ausstieg schaffen.

J.S.: Wie nehmen Sie die weiblichen Nachwuchs-Führungskräfte wahr?

P.G.: Ich traue mich einfach mal zu sagen, dass ich hin und wieder (weibliches Relativieren 😉) mit einer gewissen Verwunderung Nachwuchs-Führungskräfte erlebe, die ich als ziemlich „vorpreschend“ und erstaunlich selbstbewusst empfinde. So sehr von mir selbst überzeugt war ich in dem Alter nicht. Worauf sich dieses Selbstbewusstsein gründet, frage ich mich dann.
Ist es die universitäre Ausbildung mit dem Bologna-Credit Points-Turbo?!

Ist es die (notfalls auch mal etwas aufgebauschte) Auslandserfahrung?!

Oder einfach nur der mittlerweile jahrzehntelange selbstverständliche Emanzipationshintergrund?!
Wahrscheinlich von allem ein bisschen …und manchmal auch ein bisschen zu viel 😉.