In Wakendorf II waren vermutlich die wenigsten von Ihnen. Aber in dem kleinen Ort nördlich von Hamburg und westlich von Bad Oldesloe ereignet sich heute Historisches. Die 1910 gegründete Landschlachterei Busack schließt ihr normales Ladengeschäft und stellt auf einen Online-Shop um. In dem virtuellen Tresen sucht man sich seine Ware aus, bestellt sie und kann sie dienstags, donnerstags und freitags zwischen 15 und 18 Uhr, samstags zwischen 8 und 12 Uhr im Laden bezahlen und abholen. Vorlauf zwei Tage.
Der Grund: Es gibt kein Fachpersonal, um die renommierte Schlachterei weiterhin ganztägig zu öffnen. Und um die hohe Qualität weiterhin aufrecht zu erhalten, müssen die wenigen verbliebenen Kräfte entlastet werden. Zumal die immer stärker werdende Bürokratie zusätzlich Kapazitäten bindet, so Chef Hans-Dieter Busack im „Abendblatt“.
Seine Frau und er zeigten sich schon vor ein paar Jahren innovativ, als sie neben der Eingangstür die BusackBeefBox aufstellten, aus der man 24/7 Fleischwaren ziehen kann.
Wurde den letzten Monaten meistens der Mangel an Bäckern und Lkw-Fahrern beschrieben, greift der Personalmangel nun auch ungebremst auf andere Branchen über. Andere Schlachter werden sich ebenfalls veränderte Geschäftsmodelle überlegen müssen.
Kurz- und mittelfristige Hilfe könnten ältere Mitarbeiter bieten, die als Rentner trotzdem weiterarbeiten, was von der Politik ja auch gerade forciert wird. Ich las kürzlich einen Artikel über das Beratungsunternehmen BoostPLM im dänischen Aarhus. Dort engagierte man vor zwei Jahren einen heute 70jährigen. Der Firmeninhaber berichtete, der Mann besitze eine sehr breite Erfahrung und Kompetenz, die bei Kunden sehr gut ankomme, sie würden ihm gegenüber Respekt zeigen. Man habe zugleich ein paar Studenten engagiert, die parallel bei ihm lernen könnten und nach dem Studium hoffentlich im Unternehmen bleiben würden.
Entsprechend kompetente Menschen in den Vierzigern würde die kleine Firma (17 MA) nicht einstellen können, die seien hungrig nach Erfolg und Führungspositionen und würde sich eher größeren Firmen zuwenden.
Für den 70-jährigen neue Mitarbeiter böte eine so kleine Firma den Vorteil, dass er sich nicht in eine große Organisation einordnen müsse, sondern individuell auf seine Wünsche und Bedürfnisse (z. B. Arbeitszeit) eingegangen werden könne. Auch sei sein Einfluss stärker.
Ob Metzger oder Managementberater, sie haben ein gemeinsames Problem: den Fachkräftemangel. Kurzfristige Lösungen haben die beiden hier erwähnten Unternehmen gefunden. Langfristige Lösungen müssen nicht nur sie noch finden.