„Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ Ja, es gibt diese Klassiker in Bewerbungsgesprächen. Die Fragen nach den Stärken und Schwächen, nach dem größtem Erfolg und der schwierigsten Entscheidung und natürlich auch die nach den Karriereplänen.

Zu diesen Klassikern gehört auch: „Was reizt Sie an einer Tätigkeit bei uns?“ Blöd, wenn dann nichts kommt. Oder: „Dann habe ich 30 Minuten weniger Fahrtzeit am Tag.“ Bei so Antwortenden handelt es sich um Weg-Bewerber. Leute, die einfach nur wegwollen, mehr oder minder egal wohin. Vielleicht weil sie vom aktuellen Unternehmen genervt oder gefrustet sind, vielleicht ihre Wünsche bezüglich Wochenarbeitszeit oder Homeoffice nicht erfüllt werden. Und vor denen möchte ich warnen.

Zunehmend lauten die ersten Rückfragen bei einer Direktansprache eines möglichen Kandidaten nicht mehr: „Was macht die Firma, wie groß ist sie, was wäre meine Aufgabe, wie groß ist die Abteilung?“ Sondern: „Wie weit ist die Firma von meinem Wohnsitz entfernt, Vier- oder Fünf-Tage-Woche, wieviele Tage Homeoffice sind möglich?“ Das finde ich schwierig, denn die Person soll ja etwas für ihr Gehalt leisten. Was ganz sicherlich besser klappt, wenn sie sich gerne mit den Inhalten und Aufgaben befasst. Ansonsten schreibt sie nach spätestens sechs Monaten die nächste Weg-Bewerbung. 

Ich kann ja verstehen, wenn jemand in einer dicht besiedelten Region wie dem Ruhrgebiet als eine der ersten Fragen die nach dem Standort stellt. Weil er dann überlegen muss, wann er an welchem Autobahnkreuz vorbeikommt und wieviel Stau dort zu der betreffenden Uhrzeit herrscht. Aber kommt es wirklich auf 30 Minuten Gesamt-Fahrtzeit mehr oder weniger am Tag an, wenn die Arbeitsinhalte einen erfüllen, die Kollegen klasse sind und das Geld stimmt?

Etwas sehr Kluges hat kürzlich Sachar Klein zu diesem Thema formuliert, er ist Gründer und Geschäftsführer der PR-Agentur Hypr: „Wenn Arbeit ein Ort wäre, dann kriegen wir nicht die besten Köpfe, sondern die, die im Umkreis dieses Orts verfügbar und willig sind. Wer sich für den Ort entscheidet, entscheidet sich somit auch nicht für das bestmögliche Ergebnis.“ 

Wer nur weg will und nicht hin, der zieht erfahrungsgemäß auch bald wieder weiter. Oder arbeitet nicht sonderlich engagiert. Wenn ich das Gefühl habe, dass das Feuer bei jemandem nicht brennt, stelle ich ihn nicht vor. Denn da bin ich ziemlich sicher, dass ich die Vakanz in sechs Monaten wieder auf dem Tisch habe. Da ich für die ersten sechs Monate eine kostenlose Nachbesetzungsgarantie gebe, bin ich da sehr konsequent. Unvorbereitet oder nur peripher interessiert in einem Bewerbungsgespräch geht gar nicht. 

Entschuldigt sind natürlich jene Bewerber, die in einem Gespräch vor lauter Nervosität einen Blackout haben oder sich verhaspeln. Das ist schon jedem passiert. So sagte neulich ein Kandidat zu mir: „Da suchen sie aber die Wollmilch legende Eiersau.“