Wir beginnen heute natürlich mit dem Fußball. „Lars ist ein guter, aber kein überragender Techniker. Er schießt oft wichtige Tore, ist aber kein richtiger Torjäger. Er ist ein bisschen Stürmer. Ein bisschen Mittelfeld. Er ist schnell genug, aber nicht besonders schnell. Es gibt nichts, was Lars bei uns am besten könnte. Aber er kann die meisten Dinge am zweitbesten.“ So der ehemalige Dortmunder Trainer Ottmar Hitzfeld über seinen damaligen Spieler Lars Ricken.

Der Wert von Allroundern

Wir schalten hinüber ins Arbeitsleben. In ihrer Offenheit ist diese wunderbare Charakterisierung ebenso ehrlich wie wertschätzend. Und sie führt zu der von Personalverantwortlichen tagtäglich gestellten Frage, welches Profil man eigentlich für eine bestimmte Position sucht. Will und muss ich den Allerbesten haben, die Fachfrau, den Fachmann. Oder ist ein zweitbester Allrounder geeigneter?

Das vor dem Hintergrund eines rasanten Wandels, der völlig neue Berufsbilder verlangt und andere verschwinden lässt. In einem Artikel der Managementdenkerin Anne M. Schüller las ich kürzlich von einer Studie, dass es stolze 85% der 2030 existierenden Berufsbilder bis vor Kurzem noch nicht gab. Mir erscheint das etwas hoch, aber die Zahl unterstreicht die rasante Veränderung.

Die richtige Mischung

Schüller hält für eine erfolgreiche Zukunft der Unternehmen die absoluten Nerds für weniger wichtig, fordert den Abschied vom Silodenken. Sie plädiert für die so genannten X-Typen. Menschen, die aus vielen Bereichen das Gute und Nützliche holen, die Sparten übergreifend denken und handeln und so auch auf neue und innovative Ideen kommen. Das klingt reizvoll, dennoch stellt sich mir die Frage nach der richtigen Mischung. Denn in den einzelnen Silos sind die Anforderungen mittlerweile so hoch, dass auch dort Spezialisten gefragt und immer stärker gefordert sind. Das geht so ein wenig in Richtung Illustrierte oder Fachzeitschrift, Warenhaus oder Fachgeschäft.

Wir schalten zurück zum Fußball. Der langjährige Nationalspieler Mats Hummels wurde laut Experten nicht mit zur EM genommen, weil der Bundestrainer ihm nicht zutraute, sich mit der Ersatzbank zufrieden zu geben. Sprich, er würde für Unruhe sorgen.

Arbeitsmarkt und Zukunft

Wir switchen wieder hinüber zum Arbeitsmarkt: Laut einer neuen McKinsey-Studie könnten in Deutschland bis 2030 dank KI bis zu drei Millionen Arbeitsplätze verschwinden, vor allem in der Verwaltung, aber auch im Kundenservice, in der Produktion und im Vertrieb. Um den wirtschaftlichen und technologischen Wandel zu bewältigen, bräuchte es aber zugleich eine ähnlich hohe Zahl hochqualifizierter Digital-Fachkräfte. Es gilt also, Personen aus dem Niedriglohnsektor für anspruchsvollere Aufgaben weiterzubilden. Zum einen, um den Fachkräftemangel niedrig zu halten. Aber auch, um die Kluft zwischen diesen beiden Gruppen nicht größer werden zu lassen. Denn dann steigert sich die Unzufriedenheit im weniger gefragten Niedriglohnsektor und diese Unruhe mündet bekanntlich in der Wahl von Populisten.

Zum Schluss noch einmal hinüber zum Fußball. Wen man in der Firma nicht braucht sind Raubeine wie der einstige Bundesligaspieler Heribert Finken, der seine Gegenspieler wie folgt begrüßte: „Mein Name ist Finken und du wirst gleich hinken.“