Gerade war ich bei meinem Bäcker. Der hat das Ziel, kurzfristig Verstärkung für seine Backstube zu finden. Arbeitsbeginn 4 Uhr. Ich drücke ihm die Daumen.

Eigentlich ist der Oktober der Monat, in dem die Ziele für das nächste Jahr formuliert werden. 2024 neigt sich dem Ende, 2025 naht. Die einen wollen dann Kanzler werden, die anderen zehn Kilo abnehmen oder endlich nach Santiago de Compostela wandern oder mehr Zeit für die Familie haben, indem sie sich weniger in den sogenannten sozialen Medien aufhalten.

Außer den privaten gibt es noch die beruflichen Ziele. Endlich die Firma wechseln. Den nächsten Karriereschritt vollziehen. Das begonnene Projekt erfolgreich zu Ende führen. Die Wochenarbeitszeit reduzieren. Sich mit der Abteilungsleitung aussprechen. Als Außendienstler den Umsatz im Reisegebiet steigern.

In den Firmen ist es die Zeit der Budgeterstellung. Die einen Budgets sind schon verabschiedet, die nächsten müssen überarbeitet, andere übermorgen abgegeben werden. Und egal, mit welcher Art der Ziele wir uns beschäftigen, ich finde, dass deren Definition auf allen Ebenen schwieriger geworden ist. 

Als Personalberater bekomme ich das bei meinen Kunden ganz unmittelbar mit. „Wir sind schon froh, wenn wir im nächsten Jahr die Zahlen aus diesem erreichen. Und die waren schon nicht gut.“ Kein selten gehörter Satz in diesen Zeiten. Aber natürlich gibt es auch die Zuversichtlichen: „Ich denke, 10% mehr Umsatz sind nächstes Jahr kein Problem.“ Es ist eine Frage der Branche, Automotive z. B. gilt bekanntlich derzeit als toxisch. 

Und wie formuliert man in diesen Zeiten seine eigenen beruflichen Ziele, wenn ein Bonus dranhängt? „Die Möhre vor der Nase“ war schon immer umstritten, ich habe Kunden, die ihren Vertrieblern nur ein Fixgehalt zahlen und auf deren intrinsische Motivation setzen. Das gefällt auch nicht jedem Bewerber. Andere wären heute darüber froh. Ich habe vor ein paar Jahren einmal mit jemandem gesprochen, der nur 20% fix bekam und 80% auf Erfolg. Da er in einer erfolgsverwöhnten Branche arbeitete, kam er mit dem Geld zählen gar nicht mehr hinterher. Bis Putin die Ukraine überfiel.

Sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter müssen deshalb bei den Bonus-Kriterien 2025 viel Sensibilität walten lassen. Was verträgt das vielleicht momentan nicht gerade auf Rosen gebettete Unternehmen noch? Und was motiviert den Mitarbeiter weiterhin, spornt ihn an?

Im Oktober schauen wir zurück und voraus. Welche für 2024 gesteckten Ziele haben wir erreicht, wie lauten die privaten und beruflichen Ziele für 2025? Manche blicken noch weiter nach vorne. So wie die am Wochenende in der „Süddeutschen“ vorgestellte Familie Köhlert. Die will mit jeder Achterbahn des Erdballs wenigstens einmal fahren, über 3.000 hat sie schon geschafft. Für die restlichen der weltweit 15.669 Bahnen wird das Jahr 2025 sicherlich nicht reichen.