Das Cleverle der Woche heißt Carsten Knobel, Chef des Konsumgüter-Herstellers Henkel. Ab Herbst gönnt er seinen Mitarbeitern wieder das Home-Office. Dann braucht Herr Knobel seine Büros nämlich nicht mehr zu heizen und Henkel kann einen Beitrag zum politisch geforderten Energiesparen leisten. Sagt er. Clever! Sollen die Mitarbeiter doch zahlen, wenn sie es während der Arbeit warm haben wollen. Und oben drauf verkündet er: Bis Ende 2023 werden in Deutschland rund 300 Mitarbeiter entlassen. Erst heizen, dann gefeuert werden. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/henkel-homeoffice-zum-gas-sparen-18145284.html

Als Dauer-Cleverle gilt Elon Musk. Sein Motto: Ich Elon, Du nix. Jüngstes Beispiel: Er verlangt von allen Mitarbeitern, dass sie aus dem Home-Office zurückkehren. Ja, er will doch nur, dass die Schreibtischtäter nicht gemütlich in ihren Villen sitzen, während die Fabrikarbeiter jeden Tag zur Schicht müssen. Also alles eher aus Fürsorge, wie beim Herrn Knobel. Dumm nur: Wer das nicht befolgt, muss mit der Kündigung rechnen. Über die Firmenausweise wird kontrolliert, wer sich an welchem Standort anmeldet. Wer sich nirgendwo anmeldet, muss zum Vorgesetzten. Agiles Arbeiten? Selbstorganisation? Hybride Arbeitsmodelle? Modernes Management? Alles Geschwätz von gestern oder morgen oder so. 

Da ist ein anderer Unsympath ehrlicher. Mark Zuckerberg ließ letzte Woche verlauten, er werde fortan „rücksichtslose Prioritäten“ setzen und seinen Mitarbeitern sehr „aggressive Ziele“ vorgeben. Er hoffe, dass viele vor denen resignieren und Meta/ Facebook von selbst verlassen. 

Vielleicht auch, weil sie Konzentrationsmängel haben? „Die jüngeren Zielgruppen haben einfach nicht mehr die Aufmerksamkeitsspanne, sich 90 Minuten lang ausschließlich ein Spiel anzusehen.“ Diesen Satz sprach jüngst Dorotea Hopfen aus, Chefin der Deutschen Fußball Liga. Ich fürchte, dass die Frau recht hat. Sich nicht mehr eineinhalb Stunden konzentrieren zu wollen oder zu können, ist bitter. Da wird man selbst bei Facebook nichts.

Aber man soll ja immer positiv schließen. Deswegen verweise ich auf Sascha Lobo, der angesichts des Personalchaos´ in Gastronomie, auf Flughäfen oder in der Pflege diese Woche einen sehr wichtigen Gedanken formulierte. So lange uns genügend billige Arbeitskräfte aus Ost- und Südeuropa oder anderswo zur Verfügung standen, gab es keinen Zwang zu Innovation und technischem Fortschritt. „Wer ein Heer von Sklaven zur Verfügung hat, muss sich keine Gedanken über Automatisierung machen.“

Stattdessen wurde aus vielen Geschäftsmodellen noch der letzte Tropfen herausgepresst. Nun stehen diese billigen Arbeitskräfte dummerweise nicht mehr zur Verfügung und unser Land zeigt sich hilflos. Dabei hätte rechtzeitige Innovation das heutige Chaos verhindern. Das ist sehr klug und sehr richtig formuliert.

https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/flughafen-chaos-das-problem-mit-dem-altweltkapitalismus-kolumne-von-sascha-lobo-a-4fa2f69a-1ff1-42a5-b883-a28fa484a096