Ich war nie ein Fan von Supertramp, aber der Titel ihres 75er Albums fiel mir sofort ein, als ich in der „turi Edition #21 – Marken“ ein Interview mit Dominik Wichmann las. Wichmann ist knappe zwei Jahre „stern“-Chefredakteur gewesen, zuvor hatte er das SZ-Magazin eindrucksvoll wiederbelebt. Heute ist er Mitinhaber des Brand Media Houses „Looping Group“, das für große Marken Newsrooms baut sowie Marketing und Storytelling übernimmt. 

Er wird gleich zu Beginn gefragt, wie froh er war, als er beim „Stern“ gefeuert wurde. Seine Antwort: „Sehr froh, ehrlich gesagt.“ Nach 16 Jahren in der Arbeitsmühle kam er endlich zum Reflektieren. Über das, was er vom (Arbeits-)Leben noch möchte. Wo er hin will, welche Aufgaben und Inhalte er sich wünscht. Seine Erkenntnis: „Ich kann auch anders erfolgreich sein. Ich kann meine Zeit sinnvoller verbringen als mit Machtkämpfen bei Bertelsmann.“

Es gibt im Arbeitsleben ja öfter solche Momente. Man hat seinen Chef über, die Aufgabe reizt einen nicht mehr, einem wird gekündigt oder man tut es selbst. Und dann folgt die Frage: Was soll oder kann der nächste Schritt sein? Gefühlt jeder dritte meiner Kandidaten hat einmal bei einem Arbeitgeberwechsel eine Niete gezogen. Weil z. B. die besprochene Stelle nichts mit der Realität zu tun hatte oder die Abteilung der reinste Intrigantenstadl war. Die Krise ist eine Chance für zukünftig mehr Zufriedenheit, ein ähnliches Thema hatten wir hier ja schon letzten Januar https://nord-coach.de/diese-woche/ab-morgen-mache-ich-etwas-ganz-anderes/.  

Noch ein zweiter Aspekt der Krise als Chance ist wichtig. Wichmann erzählt, dass die Looping Group kurz nach dem Brexit und inmitten der Pandemie ein Büro in London eröffnet hat und ob des Zeitpunkts nur Kopfschütteln erntete. Wichmann widerspricht. London sei in dem Moment günstig wie nie gewesen und sie hätten Top-Leute engagieren können, weil Google, Apple & Co. reihenweise entließen. Kurzum: Looping hat in dem Moment alles richtig gemacht.

Ich erinnere mich an die Lehman-Krise, als fast alle meine Kunden in großer Panik Aufträge stornierten. Und zudem ganze Führungsebenen rasiert wurden. Ich hatte allerdings zwei Kunden, die „Jetzt erst recht“ sagten und diese frisch Entlassenen einstellten: „So gute Leute bekommen wir bei unserem Gehaltsrahmen sonst nicht.“ Sie waren Krisengewinnler.                                                                                                                                                                        

Ob die Habecksche Heizungsidee gut oder schlecht war, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber dass sie katastrophal kommuniziert wurde und die Grünen in eine heftige Krise trieb, ist unbestritten. „Focus“-Chefredakteurin Franziska Reich kam die Tage mit einer Idee, die ganz wunderbar zeigt, dass Botschaft und Botschafter bei der Vermeidung von Krisen von ganz entscheidender Bedeutung sind: „Stellen Sie sich einen Moment lang vor, wie Steve Jobs die Wärme­pumpe eingeführt hätte. ‚One more thing‘, hätte er wohl geraunt, dramatische Pause, und dann: ‚the iPump.'“